Um durchschnittlich 9,9 Prozent steigen zum 1. August die Preise für Fahrscheine des bodo-Tarifs. Das gibt der Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund jetzt bekannt. "Erstmals in der knapp 20-jährigen Geschichte unseres Verkehrsverbunds müssen wir die Fahrpreise während eines laufenden Jahres erhöhen – und zwar um durchschnittlich 9,9 Prozent zum 1. August“, teilt Verbundgeschäftsführer Bernd Hasenfratz mit. Das habe der bodo-Aufsichtsrat beschlossen.
Verkehrsunternehmen stehen vor teils existenzbedrohenden Problemen
Laut dem Verkehrsverbund sei dieser Schritt unumgänglich. "Die Kostenentwicklung im ÖPNV liegt deutlich über der Verbraucherpreisentwicklung. Und insbesondere die gestiegenen Lohnkosten stellen die Verkehrsunternehmen vor enorme, teils existenzbedrohende Probleme.“
Höhere bodo-Fahrpreise einerseits, das günstige Deutschlandticket andererseits – wie passt das zusammen? "Mit dem 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer, und auch jetzt mit dem Deutschlandticket, hat die Bundesregierung gewissermaßen den öffentlichen Nahverkehr neu erfunden“, erklärt Bernd Hasenfratz. Der Staat bezuschusse jeden Ticketinhaber, anders sei ein Preis von 49 Euro monatlich für deutschlandweites Fahren gar nicht möglich, so der Geschäftsführer. "Die weiterhin erhältlichen Verbundtarife sind aber noch in der alten Welt zuhause. Hier müssen die Einnahmen aus den Ticketverkäufen den Fahrbetrieb weitgehend finanzieren.“
Preiserhöhungen im Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund trifft vor allem Einzelfahrscheine und Tageskarten
Die Preiserhöhung betrifft vor allem Einzelfahrscheine und Tageskarten. 2022 machten diese einen Anteil von nur zwölf Prozent der gesamten Fahrgastzahlen im bodo aus. Eine Einzelfahrt für einen Erwachsenen von Ravensburg nach Friedrichshafen kostet beispielsweise künftig 6 Euro statt bisher 5,50 Euro. Auch in den Stadtverkehren sollen die Fahrscheine um durchschnittlich 9,9 Prozent teurer werden. Darüber hätten laut bodo aber noch nicht alle kommunalen Gremien beraten.
„65 Prozent unserer Fahrgäste sind von der Tariferhöhung gar nicht direkt betroffen, weil sie mit dem Deutschlandticket, etwa als Berufspendler oder dem JugendticketBW, etwa als Schüler, sehr günstige Flatrate-Angebote nutzen können“, so der Verbundgeschäftsführer.
bodo-e-Card-Besitzer erhalten höherere Rabatte
Moderater fallen die höheren Preise auch für die Fahrgäste aus, die eine bodo-e-Card haben, der elektronischen Form des Einzelfahrscheins. Das sind mehr als 23.000 Fahrgäste. Statt bisher 20 Prozent erhalten sie künftig 25 Prozent Rabatt auf die Einzelfahrt und zahlen somit ab August nur durchschnittlich 2,6 Prozent mehr, gibt der Verkehrsverbund bekannt. Gleich bleibt hingegen die Preisstufe 1 in den großen Stadtverkehren. Sie kosten weiterhin 2 Euro.
bodo will Fahrplan im ländlichen Raum nicht ausdünnen
"Wir hoffen, dass diese außergewöhnliche Maßnahme für unsere Fahrgäste nachvollziehbar ist“, sagt Bernd Hasenfratz. "Auch wenn sie im Licht des Deutschlandtickets vielleicht schwer zu verstehen ist – es geht nicht anders, um den Betrieb aufrecht zu erhalten." Den Fahrplan im ländlichen Raum auszudünnen, kommt für den Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund nicht in Frage. Das "wäre kontraproduktiv für die Klima- und Verkehrswende und ein fatales Signal an die knapp 10.000 Deutschlandticket-Kunden des bodo, die dann gar nicht erst in den Bus einsteigen könnten.“