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Bunte Pillen oder Smarties?

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Bunte Pillen oder Smarties?

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    Von Stefanie Dodel, Kirchdorf - Beide Säfte sind rot. Beide sind in Plastikflaschen mit bunten Etiketten abgefüllt. Aber nur einer von beiden stillt den Durst - der andere kann zu schwersten Vergiftungen führen. Maria Büchele zeigt beide Flaschen: In einer ist roter Eistee, in der anderen rotes Lampenöl. Mit großen Augen sehen die Kinder des Kirchdorfer Kindergartens die Pharmazeutisch-Technische-Assistentin (PTA) an. 'Wenn ihr nicht sicher seid, was in einer Flasche ist, dann fragt zuerst Mama oder Papa, ob ihr daraus trinken dürft.' Nicken. 'Ich weiß, was auch giftig ist', sagt dann ein kleiner Bub. 'Fliegenpilze. Und ich glaub' Karotten.' Jedes Jahr sterben in Deutschland laut Büchele, die auch Gastvorträge an der Ulmer Uniklinik hält, 30 bis 50 Kinder an Vergiftungen. Deshalb sei es besonders wichtig, dass schon die Kleinsten genau über die Gefahren Bescheid wissen. Rund 220 Kindern und 120 Erwachsenen aus Oberopfingen, Berkheim, Kirchdorf und Dettingen hat sie inzwischen erklärt, wie gefährlich etwa bunte Pillen, Spülmittel, Waschmaschinen-Tabs, Maiglöckchen, Fingerhut und Tollkirsche sind, weil sie leicht mit Süßigkeiten, ungefährlichen Beeren und Getränken verwechselt werden können. 'Was glaubt ihr passiert im Körper, wenn ihr aus Versehen Spülmittel getrunken habt?' will sie von den Kindern wissen. 'Es schäumt und dann wird euch schlecht', erklärt sie dann. 'Igitt. Ich verwechsle die Trinkflaschen sicher nie', sagt einer der Kleinen. Sollte es doch passieren, dürfe als Gegenmaßnahme auf keinen Fall Wasser oder Milch getrunken werden, erklärt Büchele den Eltern. Dann steige der Schaum in die Lunge, was zu Atembeschwerden führen könne. Statt dessen sollte für den Notfall immer ein so genannter Entschäumer in Reichweite sein. Wird diese ungefährliche Silikonverbindung eingenommen, kommt es zu keiner Vergiftung.

    Viel Wasser bei ätzenden Lösungen Ganz besonders viel Wasser sollten Eltern ihren Kindern hingegen zu trinken geben, wenn diese ätzende Lösungen wie Spülmaschinen-Tabs oder Toiletten-Reiniger geschluckt haben. Erbrechen sollte dann auf gar keinen Fall herbeigeführt werden, warnt sie, weil sämtliche Organe dadurch zum zweiten Mal gereizt würden. Dann zeigt Maria Büchele auf ein kleines Glas, das mit roten Bonbons gefüllt ist. Oder? 'Die sehen ja lecker aus', findet zumindest eins der Kirchdorfer Kinder. 'Essen dürftest du sie aber auf keinen Fall', warnt Büchele. 'Dann würdest du wahrscheinlich keine Luft mehr bekommen. Es sind nämlich Medikamente.' Für den Notfall gebe es spezielle Kohletabletten oder Kohlepulver, das einfacher zu dosieren sei, erklärt sie. Pro Kilogramm Körpergewicht müsste 0,5 bis ein Gramm Kohlepulver in Wasser aufgelöst werden. Dies binde die Giftstoffe im Körper. Grundsätzlich sei es besonders wichtig, gefährliche Stoffe - dazu gehört auch Spülmittel - außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren, damit es zu keinen Verwechslungen kommen kann. i Die Giftnotruf-Zentrale in München ist zu erreichen unter (089)19240. Im Notfall kann auch der Notarzt über Telefon 19222 gerufen werden. Über Handy ist dies nicht möglich, damit gilt die 112.

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