Seeg (mun/mar). - Relativ gelassen sieht Seeg dem Besuch des Bundespräsidenten Dr. Horst Köhler am Samstag entgegen. Immerhin beherbergt die 3000-Seelen-Gemeinde im Ostallgäu den früheren Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel, der immer mal wieder hoch gestellte Persönlichkeiten zu Gast hat. Bürgermeister Manfred Rinderle freut sich auf den Gast: 'Ich denke, die Bürger und auch die Gemeinden brauchen einen Mann der Klartext spricht.' Viel Gelegenheit zur Diskussion mit Köhler wird er allerdings nicht haben. Und auch das Landratsamt respektiert, dass Köhler in erster Linie nach Seeg kommt, um seinen Freund Theo Waigel zu besuchen, wie Verwaltungschef Wolfgang Kühnl betont. Allerdings sucht der Bundespräsident bei der gemeinsamen Wanderung auf die Alpe Beichelstein auch ausdrücklich den Kontakt zu den Bürgern. Wenn sich Waigel und Köhler gegen 13.15 Uhr vom Parkplatz Brandstatt bei Seeg auf den Weg zur Alpe Beichelstein machen, ist deshalb jeder eingeladen, mitzulaufen. Mit etwa 400 bis 500 Personen rechnet das Landratsamt, wobei allerdings auch dem Wetter eine gewisse Rolle zukomme. 'Das Ostallgäu hat schönes Wetter verdient', gibt sich Amtsleiter Kühnl zuversichtlich. Doch die Prognosen für Samstag sind zumindest nach dem Stand von gestern Abend alles andere als vielversprechend.
Auch ein Kanzler war schon da Für Seeg ist es übrigens nicht der erste Besuch eines Bundespräsidenten. 1952 und 1953 verbracht der damalige Amtsinhaber Dr. Theodor Heuss Urlaubstage am Schwaltenweiher. Der gehört zwar zur Nachbargemeinde Rückholz. Ausflüge und Heimatabende hätten Heuss aber auch nach Seeg geführt, betont Bürgermeister Rinderle. Den höchsten politischen Besuch in seiner bisherigen Amtszeit verdankt er der Hochzeit von Dr. Irene Epple und Dr. Theo Waigel. Unter den Gästen war damals auch Bundeskanzler Helmut Kohl. Erst vor zwei Jahren verbrachte die jetzige Bundes-Familienministerin Renate Schmidt eine Urlaubswoche in Seeg. Mitten in den Vorbereitungen für den prominenten Besuch steckt Brigitte Köpf, Wirtin der Alpe Beichelstein. Nach dem jetzigen Plan werden der Prominenz Kässpatzen serviert. Allerdings könne sie nicht für hunderte oder noch mehr mitwandernde Bürger Kässpatzen kochen, sagt Köpf: 'Wir haben eine Alpküche und sind kein Großrestaurant'. Auf jeden Fall aber würden auch an die Mitwanderer Getränke und Speisen verkauft - beispielsweise Wienerle. Köpf: 'Niemand wird verhungern oder verdursten, auch wenn wir nicht wissen, wie viele Personen wir bewirten müssen'. Tagesgäste auf der Alpe hatten gestern schon angefragt, ob sie für Samstag Plätze reservieren könnten, um den Bundespräsidenten hautnah zu erleben. Wirtin Brigitte Köpf sieht dem hohen Besuch relativ gelassen entgegen. Schließlich hat sie schon öfters Prominenz bewirtschaftet. 'Wir freuen uns auf diesen Einsatz', berichtet der Allgäuer Polizeichef Hans-Jürgen Memel. Wie viele Beamte beim Personen- und Objektschutz eingesetzt werden, verrät er nicht. Angaben über die Taktik fallen unter die Rubrik Dienstgeheimnis. Nur so viel: Neben uniformierten seien auch zivile Beamte im Einsatz, begleiteten die Wanderer von Seeg zur Alpe Beichelstein.