Die Leistungen der Bergbauern für das Gemeinwohl müssen stärker herausgearbeitet werden, forderte gestern in Fischen (Oberallgäu) Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf der 86. Mitgliederversammlung des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA). Die Älpler würden nicht nur für den Erhalt der vielfältigen Kulturlandschaft sorgen, sondern auch für hochwertige und wohlschmeckende "Bergprodukte". "Die Menschen wollen Produkte kaufen, die natürlich hergestellt werden", ist sich Aigner sicher. Und es gebe die Bereitschaft, dafür auch mehr zu bezahlen.
Besondere Kennzeichnung
Sie freue sich, so die Ministerin, dass die Europäische Kommission derzeit prüfe, eine besondere Kennzeichnung "Produkt aus dem Berggebiet" zuzulassen. Das Etikett "Berg" stelle ein wertschöpfendes Attribut für den Verbraucher dar. Auch bei der Vermarktung von Bergprodukten müssten neue Wege eingeschlagen werden. Die Bergbauern müssten mit einer Agrarproduktion Schritt halten können, die immer stärker am Weltmarkt ausgerichtet sei. Dazu brauche es Verbündete, stellte Aigner fest. Andere Wirtschaftsbereiche wie Tourismus, Handel, Gastronomie und Hotellerie müssten stärker einbezogen werden.
Direktzahlungen unverzichtbar
Allerdings: All diese Maßnahmen könnten die Erschwernisse in der Berglandwirtschaft nicht ausgleichen. Deshalb, so die Ministerin, werde sie sich auch weiterhin für Kompensationszahlungen einsetzen: "Wir wollen Rahmenbedingungen schaffen, damit Sie in Zukunft überhaupt noch wirtschaften können", rief sie den versammelten Älplern zu. In der Diskussion über die gemeinsame europäische Agrarpolitik der nächsten Jahre müssten "klare Vorteile" für die Landwirte eine wichtige Rolle spielen. Sie begrüße die Meinung der Europäischen Kommission, dass die Direktzahlungen für die Landwirtschaft auch künftig unverzichtbar seien.
"Die Direktzahlungen sind ein wichtiger Beitrag zur Einkommenssicherung", betonte Aigner. Eine stärkere Anpassung der Höhe zwischen den Mitgliedsstaaten werde sie aber nur in begrenztem Umfang akzeptieren: "Dazu sind die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zu unterschiedlich."
Ländliche Räume stärken
Genau so eindeutig spreche sie sich für den Erhalt der Ausgleichszahlungen aus. Die Ziele seien unter anderem die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft, der Erhalt der Landwirtschaft und Kulturlandschaft sowie die Stärkung und Sicherung der Attraktivität ländlicher Räume.
Einsetzen werde sie sich darüber hinaus für eine Vereinfachung der gemeinsamen Agrarpolitik, versprach die Ministerin. Es dürfe für die Landwirte keine zusätzlichen Verwaltungs- und Kontrollbelastungen geben.