Nach einem möglichen Wolfsangriff Anfang März in Oberfranken hat Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) Lockerungen der strengen Schutzvorgaben für den Wolf gefordert. Die Ausbreitung des Wolfs dürfe nicht dazu führen, dass die naturnahe und tierwohlgerechte Landwirtschaft in manchen Regionen aufgegeben wird, sagte sie.
Wölfe schneller und einfacher töten? - Landwirtschaftsministerin fordert weniger Schutz für den Wolf
"Mit völligem Unverständnis und harter Kritik"
Kanniber fordert, dass Wölfe in Bayern leichter abgeschossen werden dürfen. Dagegen wehrt sich der BUND Naturschutz "mit völligem Unverständnis und harter Kritik", heißt es auf deren Webseite. Mehr Sicherheit für die Weidentiere könne nur mit Herdenschutz erreicht werden: Darunter versteht man entsprechend gegen den Wolf gesicherte Zäune und beispielsweise den Einsatz von Herdenhunden. Laut BUND verschweigt Ministerin Kaniber, dass die Gehege der gerissenen Tiere in Oberfranken "nicht wolfsabweisend gezäunt waren". Das treffe demnach auch auf die anderen Risse in Bayern 2021 und der vergangenen Jahre zu.
Wolf abschießen nur, wenn er den Herdenschutz überwunden hat
Aus diesen Rissen eine Notwenigkeit abzuleiten, Wölfe einfacher töten zu müssen, widerspreche den Vorgaben des bayerischen Aktionsplans Wolf, erklärt BN-Landesbeauftragter Martin Geilhufe. In diesem Plan sei eindeutig geregelt, "dass Entnahmen von Wölfen erst dann möglich sind, wenn ordnungsgemäßer Herdenschutz überwunden wurde."
Der Wolf im Allgäu: "Willkommen!" oder "Abschießen!"?
Abschuss sinnlos, da Wolf wandert
Einzelne Wölfe zu erschießen, ergibt laut BUND wenig Sinn. Weil "der Wolf in wenigen Tagen Hunderte von Kilometern wandern kann, ist auch beim Abschuss einzelner Tiere jederzeit und überall in Bayern das Auftauchen von Wölfen und damit Risse möglich. (...) Nur durch Abschuss aller Wölfe in Bayern und den Nachbarländern - also einer erneuten Ausrottung - gäbe es keine Risse mehr", argumentiert der BUND. Laut BUND Naturschutz verschweigt Kaniber, "dass auch in den wenigen europäischen Ländern, in denen der Wolf bejagt wird, flächendeckend Herdenschutz betrieben wird und betrieben werden muss."
Verbesserter Herdenschutz
Der BUND Naturschutz beteiligt sich mit Tierhalterverbänden in Bayern am internationalen Projekt "LIFEstockprotect" (englisch für "Herdenschutz"), in dem das Herdenschutzwissen von Weidetierhalter/innen verbessert wird.