Von Claudia Benz |KemptenAls sie vor zwölf Jahren in die Kommunalpolitik einstieg hätte sie eines nie zu träumen gewagt: Bürgermeisterin von Kempten zu werden. Jetzt ist Sibylle Knott nach Lisl Zach die zweite Frau im Bürgermeisteramt der Stadt - und hat nach 100 Tagen die ersten Erfahrungen hinter sich. Durchwegs positiv seien die, mehr noch: "Bürgermeisterin ist schon ein toller Job", schwärmt die Stadträtin der Freien Wähler und findet es interessant, wo sie als Stellvertreterin von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer überall hinkommt und wie viele Aktivitäten es gibt.
Zum Beispiel bei den Schulen oder Vereinen. Zwar ist der gebürtigen Kemptenerin selbst ehrenamtlich aktiv (zum Beispiel im Orchesterverein Kempten), dennoch sei sie immer wieder überrascht vom Engagement so vieler Ehrenamtlicher.
Deshalb hält Sibylle Knott es auch für besonders wichtig, bei solchen Terminen als Vertreter der Stadt dabei zu sein. Denn eines ist ihr nach den ersten 100 Tagen aufgefallen: Wie sehr es die Veranstalter freut, wenn ein Stellvertreter des Oberbürgermeisters dabei ist. Dafür lohne sich der Einsatz, dafür nehme sie gerne den Stress - Bürgermeisteramt hier, Rechtsanwältin in einer Kanzlei dort - in Kauf.
Spontan reagieren
Lampenfieber vor dem ersten Auftritt? Klar, das hatte auch die redegewandte Stadträtin. Zwar gebe es Infos von den zuständigen städtischen Ämtern - doch manchmal, erzählt sie, muss man dann eben doch spontan reagieren und die vorgefertigte Rede in der Tasche lassen.
Wird eine Sibylle Knott ihre eigenen Akzente setzen - gemäß ihrer Vorgängerin Lisl Zach? Die 46-Jährige lächelt. Eine zweite Lisl Zach - das erwarte wohl niemand. Schließlich sei sie auch ein ganz anderer Typ, lacht sie. Und eigene Spuren hinterlassen? Ja, das werde sie schon, meint Sibylle Knott dann ernst und weiß auch schon wo: am ehesten im kulturellen Bereich. Hier müsse sich die Stadt dringend etwas einfallen lassen, denn "hier hat man den Ehrenamtlichen viel gestrichen".
Da weiß die Musikliebhaberin, die im Orchesterverein als Vorsitzende agiert und im Orchester Geige spielt, genau, wovon sie spricht.
Und hat sie das Gefühl, dass von einer Frau im Bürgermeisteramt mehr erwartet wird? Nein, das habe sie nicht, antwortet die neue Bürgermeisterin der Stadt spontan. Natürlich kämen mehr Frauen als Männer zu ihr in die Sprechstunde. Doch das sei verständlich, weil die Hemmschwelle geringer sei.
Aber eigentlich würden sich viele eher darüber freuen, dass überhaupt wieder eine Frau in diesem Amt in der Stadt Kempten mitregiere. Das - und die vielen positiven Rückmeldungen - sei "natürlich eine super Motivation".
Und das Privatleben? Das, so Sibylle Knott, müsse um den Job herumgeplant werden. Doch da habe sie in ihrem Lebensgefährten, dem CSU-Stadtratsfraktionschef Erwin Hagenmaier, ja einen verständnisvollen Partner.