'Oberstaufen Plus' ohne Skipass im All-Inclusive-Paket? In dem Tourismusort, der mit seinem Pauschalangebot seit Jahren eine Vorreiterrolle einnimmt, wird tatsächlich darüber diskutiert. Etienne le Maire hakte bei Oberstaufens Bürgermeister Walter Grath nach: Beschlossen ist noch nichts.
Rudert Oberstaufen bei seinem Vorzeige-Produkt zurück? Klingt problematisch.
Grath: Unser einziges Problem ist, dass wir zu erfolgreich sind: Das Gesamtkonzept hat dermaßen eingeschlagen, dass wir um eine Neuregelung nicht herumkommen. Eine Weiterentwicklung ist deshalb seit einem Jahr im Gespräch, die Bahnen haben die Verträge 2011 gekündigt – weil sie zum Frühjahr neue Konditionen wollten. Wir brauchen aber mehr Vorlaufzeit – unsere Vermieter müssen sich ja in Ruhe darauf einstellen können. Änderungen, über die wir jetzt sprechen, würden also erst ab der Wintersaison 2012/13 wirksam.
Und das ist schon entschieden?
Grath: Nein. Das Anliegen der Bahnen ist legitim, wir haben im OTM-Beirat diskutiert, und es stehen jetzt drei Modelle im Raum, über die man sprechen muss. Dafür findet am 6. Februar eine Vermieterversammlung statt. Was wir dann letztendlich machen, muss von einer breiten Mehrheit getragen werden.
Erwarten Sie keinen Imageschaden, wenn man ausgerechnet freies Skifahren aus dem Paket herausnimmt?
Grath: Das widerspricht einem lupenreinen All-Inclusive-Konzept, und für den Gast ist es ein gewisser Einschnitt. Möglich, dass wir Reaktionen bekommen. Aber wir waren die Ersten, die ein solches Paket geschnürt haben. Wir sind ins kalte Wasser gesprungen, und jetzt muss man eben nachjustieren.
Dazu muss man auch beachten: Bei Oberstaufen Plus sind alle Inklusiv-Leistungen – vom Bus bis zum Aquaria – nicht an eine Saison und nicht an Zielgruppen gebunden. Zwei Ausnahmen gibt es: Golf – und Skifahren. Das geht nur im Winter, und wer nicht Ski fährt, hat nichts davon. Die Bergbahnen hatten vor dem Start mit einem Anteil von zehn Prozent Oberstaufen-Plus-Gästen gerechnet. Im ersten Jahr waren es aber über 30, im dritten Jahr 49 Prozent! Und das steigt noch. Dieser hohe Zuspruch liegt auch an den Millionen-Investitionen im Imberg-Gebiet. Dass die Bergbahnen da mehr vom Kuchen haben wollen, um wirtschaftlich arbeiten zu können, ist verständlich.
Wie soll eine Lösung aussehen?
Grath: Es gäbe drei Modelle: Ein Modell 'Ski Plus', bei dem man die Kosten auf die beteiligten Vermieter umlegt. Das geht beim Golfen, beim Skifahren ist es nicht realistisch. Oder wir erhöhen die Umlage insgesamt: Wenn es dafür eine breite Mehrheit gibt, kann man das machen. Aber wenn ein paar Große abspringen, wird es für den Rest schwer. Die dritte Möglichkeit ist, den Skipass als zubuchbares Element anzubieten. Dafür gibt es von der Imbergbahn, hier finden 85 Prozent der Fahrten statt, ein Angebot.
Wie würde das aussehen?
Grath: Oberstaufen bietet bereits einen Wochenskipass für alle Bahnen und Lifte im Gemeindegebiet an – für 130 Euro. Das ist so schon sehr günstig. Die Imbergbahn schlägt vor, diesen Skipass Oberstaufen-Plus-Gästen zu einem Top-Preis anzubieten: 60 Euro für Erwachsene, 40 Euro für Jugendliche, und mit einem Familienangebot, bei dem nur fürs erste Kind bezahlt wird – wie im Aquaria. Da besteht nach wie vor ein großer Mehrwert. Ich gehe davon aus, dass dieses Modell mehrheitsfähig ist.