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Bürger gegen Städtepartnerschaft

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Bürger gegen Städtepartnerschaft

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    Lindenberg (pem). - Erstmals in Schwaben soll eine geplante Städtepartnerschaft über ein Bürgerbegehren zu Fall gebracht werden. Drei Lindenberger wollen eine Liaison der Stadt mit der US-amerikanischen Gemeinde Saline verhindern (wir berichteten). 'Wir haben nichts gegen die USA oder Saline. Wir glauben nur nicht, dass eine Partnerschaft über eine so große Entfernung sinnvoll ist', sagt Thomas Albrecht, einer der Initiatoren. Das Bürgerbegehren hat eine erste personelle Folge: Stadtratsmitglied Dr. Friedrich Haag ist als Vorsitzender des Partnerschaftsvereins zurückgetreten. Das 1830 gegründete Saline liegt eine Autostunde von Detroit entfernt im US-Bundesstaat Michigan. Seit eineinhalb Jahren unterhält die Stadt Lindenberg Kontakte zu der 8000-Einwohner-Gemeinde. Ein Schüleraustausch des Gymnasiums mit der dortigen High-School ist angelaufen. Zudem gibt es in Saline ein Zweigwerk von Liebherr-Aerospace, ihren Sitz hat die Firma in Lindenberg. Der Wunsch nach einer offiziellen Partnerschaft geht von Saline aus. Im Stadtrat stieß das Ansinnen auf Zustimmung. Nur drei der 24 Räte stimmten dagegen. Im kommenden Frühjahr sollten in Saline die Partnerschaftsurkunden unterzeichnet werden.

    Ob es dazu kommen wird, ist aber fraglich. Drei 23-Jährige Lindenberger wollen die Partnerschaft über ein Bürgerbegehren verhindern. Die drei argumentieren vor allem mit der großen Entfernung und den Kosten. Sieben Stunden reine Flugzeit liegen zwischen Detroit und Frankfurt, für einen normalen Flug sind je nach Jahreszeit zwischen 370 und 700 Euro zu berappen. 'Eine Partnerschaft muss von Bürgern und Vereinen gepflegt werden. Aber welcher Verein kann es sich schon leisten, mit seinen Mitgliedern in die USA zu fliegen', sagt Albrecht. Um einen Bürgerentscheid zu erreichen, müssen neun Prozent der stimmberechtigten Lindenberger unterschreiben, rund 720 Bürger. 950 Unterschriften haben die drei nach eigenen Angaben beisammen. Mitte November sollen sie an Bürgermeister Johann Zeh übergeben werden. Die Mehrheit der Stadträte hat mittlerweile erneut den Willen zu der Partnerschaft bekräftigt. 21 Kommunalpolitiker haben eine entsprechende Erklärung unterzeichnet. Sie befürchten erheblichen Schaden für das Ansehen der Stadt. Ein Flug in die USA sei in der Nebensaison nicht wesentlich teurer als ein Wochenendausflug ins europäische Ausland, so Bürgermeister Zeh. Eine erste personelle Konsequenz hat das Bürgerbegehren jedenfalls bereits. Friedrich Haag legte sein Amt als Vorsitzender des Lindenberger Partnerschaftsvereins nieder. 'Ich bin nicht bereit, in einer Stadt, die mit Partnerschaft und Freundschaft so unsensibel umgeht, weiter Vorsitzender zu sein', erklärt Haag. Nach Informationen der Regierung von Schwaben handelt es sich bei dem Bürgerbegehren gegen eine Städtepartnerschaft um einen einmaligen Fall im Regierungsbezirk.

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