Memmingen (syr). - Gesundes Haar, schöne Haut: 'Das bekommt man, wenn man viel Milch trinkt', sagt Rufina Neumann. Die 16-Jährige zeigt auf ihren solariumgebräunten Arm und schwärmt von einer 'super' Feuchtigkeitscreme, die den Körper auch noch streichelzart machen soll. Für den heutigen Abend habe sie im Internet die angesagtesten Modefarben aufgespürt und zu Hause in ihrem Zimmer stundenlang einen sicheren Gang auf dünnsten Absätzen geprobt. Ist sie die schönste Frau Memmingens? Im Tanzhaus 'Alpenmax' wurde am Samstag eine von acht Kandidatinnen zur 'Miss Memmingen 2005' gekrönt. Während zuckende Lichtblitze und dröhnende Lautsprecher auf der Tanzfläche für Stimmung sorgen, liegen die Nerven im Nebenzimmer blank. Rufina hat als einzige ihre Mutter mitgebracht. 'Buh-Rufe, das wäre schlimm', sagt eine der jungen Frauen. Vor den großen ovalen Spiegeln tummelt sich ein neunköpfiges Visagisten-Team. Mit Make-up aus goldenen Tiegeln und dicken Pinseln wird dunkel und kräftig geschminkt. 'Das Scheinwerferlicht schluckt viel', erklärt Expertin Daniela Kächele.
Hoch geschlitzte Kleider Und dann geht's auch schon raus ins grelle Rampenlicht. Begeisterte Rufe ertönen beim Anblick der teils hoch geschlitzten Kleider. Fast alle Teilnehmerinnen hüllen sich in figurbetonte, schwarze Stoffe, nur Rufina stolziert in einem rosa Ballkleid mit weitem Reifrock über den kleinen roten Laufsteg. Besonders verführerische Blicke werden den vier Jurymitgliedern zugeworfen. Pferdesport und Shoppen, das sind die im Kurzinterview am häufigsten genannten Hobbys. 'Wenn man die anderen so sieht, dann wird man schon ganz schön unsicher', gibt Sabrina Kienle zurück im Nebenraum zu. Rebecca Bernshausen erzählt gerade von ihrer Arbeit als Modell. Wie sie träumen auch einige der anderen von einer Karriere auf dem Laufsteg. 'Mal sehen, ob die Kurven auch an den richtigen Stellen sitzen', ruft Moderator Michael Aichernig dann zur zweiten Runde auf. Die Zuschauer drängen sich um die kleine Bühne. Musternde Blicke wandern lange Beine und nackte Haut entlang. Einige Männer grölen. Bis auf den Badeanzug mit hohem Beinausschnitt und eingesetzten Körbchen haben die Kandidatinnen ihre Hüllen fallen lassen. Sabrina, die Nummer acht, erntet bewundernde Pfiffe. Ihre funkelnden Sandalen sind mit Lederriemchen um die Fesseln gewickelt. Eine Kette mit einem silbernen Kreuz glänzt auf ihrem Dekolleté. Dann kann jede nur noch hoffen. Die Stimmzettel der Zuschauer werden ausgezählt und mit der Bewertung der Jury verrechnet. Der Wettbewerb ist eine offizielle Vorausscheidung zur Wahl der Miss Germany. Gespannt drückt eine Blondine sich selbst die Daumen. Doch die Siegerin des Abends ist brünett und heißt Sabrina Kienle. Anerkennend ruft das Publikum mehrmals ihren Namen, als ihr das glitzernde Krönchen auf den Kopf gesetzt wird. Etwas verlegen verdreht die 17-Jährige die Augen. 'Nein, Modell, das will ich wirklich nicht werden', betont die Kinderpflegerin aus Ottobeuren danach. Zuschauer Tobias Zinsmeister hätte ihr allerdings gute Chancen ausrechnet: 'Schon die Wahl zur Miss Universe hat es gezeigt: brünett liegt einfach im Trend.'