"Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Älteren mehr Kind sind als die Jüngeren", lächelt Markus Speiser. Der 37-jährige Musiklehrer aus Vorderburg spricht aus Erfahrung: Er leitet nicht nur die Bläserschule Rottachberg, sondern seit 2005 auch die Stadtkapelle Immenstadt. "Die Älteren haben ihren eigenen Willen und den tun sie auch kund", sagt der Pädagoge. Aber offensichtlich hat er die Kapelle gut im Griff, Motivationsprobleme bei den Proben gibt es selten. "Er macht gern Späße", freut sich die Vorsitzende Stefanie Kögel auf die Übungsabende.
Die 26-jährige Industriekauffrau gehört der Stadtkapelle seit 1996 an und spielt das Flügelhorn. Gelernt hat sie schon als Kind die Trompete und damit kein klassisches "Fraueninstrument". Aber "damit fühle ich mich richtig wohl", berichtet Kögel. Als sie zur Kapelle kam, war das Flügelhorn vakant, und sie hat es ohne Diskussion übernommen. Ihr gefällt in der Kapelle das gemeinsame Musizieren. Sie ist aber auch dabei, "weil ich die Leut gern triff".
Rainer Dotzauer sieht es ähnlich. Der Posaunist (45), im Qualitätsmanagement tätig, ist seit drei Jahrzehnten Mitglied des Ensembles, nicht zuletzt "wegen der Kameradschaft". Auch Heike Übelhör schätzt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Darüber hinaus habe die Musik "einen großen Stellenwert" in ihrem Leben, bekennt die 28-jährige Industriefachwirtin.
Die Saxophonistin und Klarinettistin ist davon überzeugt: "In der Freizeit muss man das machen, was einem Spaß macht."
Und Spaß hat die junge Frau auch durchaus an böhmisch-mährischer Blasmusik. Den "Ausgleich" findet sie bei Titeln von "Queen" oder Phil Collins. Auf den britischen Sänger und Komponisten steht auch Rainer Dotzauer. Im vergangenen Jahr habe die Kapelle ein Collins-Medley gespielt, mit "einem Stückle Jazz", und da konnte der Posaunenexperte auf eine andere musikalische Fertigkeit zurückgreifen: das Gitarrenspiel. "Jazz ist schon mein Ding", gesteht der zweite Vorsitzende, der früher auch bei der "Oberallgäu Big Band" aktiv war.
Der "Spaßfaktor" spielt für Markus Speiser eine wichtige Rolle, und so bemüht er sich, mit einem vielfältigen Repertoire die Präferenzen seiner Musiker zu berücksichtigen. Selbstverständlich stehen traditionelle Stücke auf dem Programm. Es gibt aber ebenso moderne Arrangements von Jürgens-Titeln oder Swing- und Big-Band-Sound sowie konzertante Blasmusik.
Speiser, der auch in seiner Freizeit Musik macht und in der Musikkapelle Vorderburg Trompete und Flügelhorn bedient, verrät bei dieser Gelegenheit seine persönliche Musikfavoriten: "Die Singphoniker", deutsche Vokalsolisten nach dem Vorbild der "Comedian Harmonists". Speiser: "Damit ich mal wieder einen Input kriege." Und als Kontrastprogramm spielt der Dirigent dann auch noch Oberkrainer Musik, mit der Oberallgäuer Gruppe "Ohne Gewähr". Sein lapidarer Kommentar: "Das machts interessant."
Bei der Arbeit mit den Immenstädter Musikern geht es ihm vor allem um das "harmonische Zusammenspiel", das für ihn die saubere Intonation und den richtigen Rhythmus mit einschließt. Sehr am Herzen liegt dem Musiklehrer aber auch die Nachwuchsarbeit. So werden derzeit in der Modell-Bläserklasse "Krawallkiste" 13 Schüler ab etwa sieben Jahren von kapelleneigenen Musiklehrern unterrichtet, weitere knapp 20 junge Leute spielen in der städtischen Jugendkapelle. Um die rund 30 Jugendlichen und die Stammkapelle einander näher zu bringen, plant Speiser für 2011 das "Marsch-Projekt": die Teilnahme beider Gruppen an einem Wettbewerb in Österreich, wo die Musiker marschieren und musizieren müssen. Stefanie Kögel: "Marschieren kann man nur, wenn jeder auf seinem Platz ist."