von markus Raffler |FüssenEs war schwankendes Terrain, das Paul Iacob da unter seinen Füßen hatte - dennoch blieb der Bürgermeister standhaft: An Bord der MS Füssen hielt er vor über 200 Vertretern der heimischen Wirtschaft ein leidenschaftliches Plädoyer für die Errichtung des Einkaufszentrums Theresienhof. "Wir müssen in Füssen einen Magneten haben, um die Region reinzubringen in unsere Stadt", forderte er.
Die Werbegemeinschaft hatte die Forggensee-Rundfahrt organisiert, um sich mit Iacob zwanglos auszutauschen. "Wir wollen wissen, wohin die Reise geht mit dem neuen Mann an der Spitze", sagte Vorsitzender Klaus Keller - und machte keinen Hehl daraus, dass der Handel die Pläne für das Einkaufszentrum mit großer Sorge betrachte.
Für diese Bedenken zeigte Iacob Verständnis - an seiner klaren Position pro Einkaufszentrum änderte das freilich nichts. "Wo kaufen wir ein? Überall, bloß nicht in Füssen!", verwies er auf seine "Recherche" in Kaufbeuren und Kempten. Und die fertige A7 werde diese Abwanderung ab 2009 noch verstärken.
"Wir können jetzt sagen, das ist Schicksal, und schrumpfen kaputt. Oder wir gehen in die Offensive", machte er deutlich. Um gegenzuhalten, ließen sich Altstadt und Geschäfte noch attraktiver gestalten und so ein "Erlebnis-Einkauf" wie in Meersburg oder Nördlingen schaffen. Das ziehe mehr Urlauber an, löse aber nicht das Kernproblem, dass das Füssener Land seinen Bedarf nicht vor Ort decke. Habe die Stadt Angst vor Fortschritt und sage nein zum Einkaufszentrum, so werfe das Füssen um viele Jahre zurück, prophezeite Iacob. Dieser Fehler früherer Jahrzehnte dürfe sich nicht wiederholen.
Der Handel sträube sich nicht generell gegen einen Magneten, stellte Klaus Keller klar. "Aber wir wollen keine Billigläden, sondern Geschäfte, die Füssen aufwerten." Der Chef der Werbegemeinschaft rechnete zudem vor, dass ein Zentrum mit 4000 Quadratmetern Verkaufsfläche rund zwölf Millionen Euro Umsatz im Jahr brauche - Umsatz der zu einem großen Teil auf Kosten des übrigen Handels gehe.