Der Begriff Traditionsgaststätte wird gern gebraucht. Bei der Post in Weiler trifft er in jedem Fall zu. Schon vor 170 Jahren ist in dem Haus Postbier gebraut und ausgeschenkt worden. Gleichzeitig wurden Reisende beherbergt. An die Tradition knüpft die Postbrauerei an. In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen das Haus zum Bräustüble umgebaut und betreibt es jetzt samt Hotel in eigener Regie.
Jahrzehnte hatte das Unternehmen sein Stammhaus verpachtet. 300 Meter liegt es von der Brauerei entfernt. Freilich war es zuletzt zunehmend schwierig geworden, geeignete Pächter zu finden. Deshalb hat das Unternehmen die Sache selber in die Hand genommen und 150000 Euro investiert. "Wenn wir etwas selber machen, dann richtig", sagt Brauereichef Herbert Zinth.
Seit wenigen Tagen sind Eberhard Ambos und Bianca Posmik für den Betrieb in der "Post" zuständig. Er für die Küche, sie für Hotel und Service. "Frisch, regional und gesund", beschreibt Ambos seine Küche. Wobei er regional nicht aufs Allgäu beschränkt sehen will, schon eher auf den ganzen Alpenraum. Auf einen bestimmten Stil will sich der 40-Jährige ohnehin nicht festlegen lassen. Dazu finden sich in seiner Küche viel zu viele Einflüsse.
Ambos ist herumgekommen in der Welt. Ein dreiviertel Jahr Südamerika, vier Monate im Norden des Kontinents, drei Monate Australien, zwei Jahre Türkei, ein Jahr Indien. Wo er hinkam, hat er in die Küchen der Menschen hineingeschnuppert. Dazu ernährte er sich lange vegetarisch. Als Küchenchef in der Post, kann er endlich so arbeiten, wie er sich das vorstellt.
Die Karte wechselt mit der Saison und orientiert sich an dem, was die heimische Region gerade hergibt. Bier-Gulasch findet sich derzeit dort genauso wie mariniertes Siedfleisch, Saibling oder Rumpsteak mit Bärlauchbutter auf gebratenem Spargelgemüse. Ambos lässt sich bei der Arbeit auf die Finger schauen. Vom Flur aus haben die Gäste Blick in die Küche. Die Brauerei hat eigens Fenster einbauen lassen.
Der 40-Jährige kocht, "seit er auf den Beinen stehen kann". Zum Beruf gekommen ist er gleichwohl auf Umwegen. Ursprünglich hatte der Weilerer ein Studium der Völkerkunde begonnen. Irgendwann reifte in ihm aber die Erkenntnis, dass er etwas "Handwerkliches braucht, um ausgewogen zu sein". Der Beruf des Kochs lag nahe.
Doch die Post ist nicht nur Bräu-stüble. Angegliedert ist wie früher ein Hotel. Neun Doppel- und zwei Einzelzimmer, sowie eine Ferienwohnung stehen zur Verfügung - alle frisch renoviert. Gemeinsam mit dem Service ist das das Reich der 32-jährigen Bianca Posmik. Die gelernte Hotelfachfrau hatte zuletzt elf Jahre in der Klinik Maximilian gearbeitet, zuvor unter anderem in der Wirtschaft "Zur Steig" in Harbatshofen und dem "Lindauer Hof".
"Die Küche muss gut sein und der Service muss passen", beschreibt Herberth Zinth die beiden Voraussetzungen für einen Erfolg des "Bräustüble". Dann kann die Post noch lange Traditionsgaststätte bleiben.