Kaufbeuren (az). - Schätzungsweise ein Prozent der Bevölkerung ist von einer Borderline-Störung betroffen. Damit tritt diese psychische Erkrankung, die zu den schwerwiegendsten Persönlichkeitsstörungen zählt, etwa so ähnlich häufig auf wie Schizophrenien. 'Borderliner' leiden meist unter extremen Stimmungsschwankungen. In der Öffentlichkeit bekannt ist das selbstverletzende Verhalten, beispielsweise das 'Ritzen' mit Rasierklingen. Die Therapie dieser Störung erfordert besondere Ansätze. Wie man Beziehungen zu Menschen mit Borderline-Störungen professionell gestalten kann, war daher nun auch Thema eines speziellen Fachtages der 'Allgäu Akademie' am Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren. Unter den rund 110 Teilnehmern waren Mitarbeiter aus den verschiedensten Einrichtungen gekommen, unter anderem aus dem Strafvollzug, der Jugendhilfe, aus Frauenhäusern, Beratungsstellen und psychiatrischen wie psychosomatischen Kliniken aus der ganzen Bundesrepublik. 'Dieses Interesse verdeutlicht auch, wie groß der Informationsbedarf zu diesem Thema ist', so Michael Mayer von der 'Allgäu Akademie'. Die Diplom-Pflegewirtin Dr. Susanne Schoppmann aus Moers erforscht zum Beispiel selbstverletzendes Verhalten, das nicht allein spezifisch für Borderline-Störungen sei. 'Es gibt auch selbstverletzendes Verhalten, das kulturell akzeptiert ist, denken wir an Tätowierungen oder Piercings', betonte die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für familienorientierte und gemeindenahe Pflege an der Privaten Universität Witten/Herdecke.
In einer Studie untersucht sie die so genannte 'moderate' Form der Selbstverletzung, beispielsweise oberflächliches Schneiden und Kratzen und deren Auswirkungen auf Betroffene. 'Eines der Ergebnisse verdeutlicht, dass Menschen im Moment der Selbstverletzung oft das Gefühl haben, sozusagen 'neben sich' zu stehen - der Schmerz hat die Funktion, sich selbst wieder zu spüren', betonte Schoppmann. Für Betroffene sei es in der Therapie wegen ihrer emotionalen Instabilität und einem gestörten Selbstkonzept vor allem wichtig, 'Halt' zu erfahren, so Dr. Karl-Heinz Kreil. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist am Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren Leiter einer Projektgruppe, die dort die sogenannte 'Dialektisch Behavoriale Therapie (DBT)' als kontinuierliches Therapieangebot verankert. Denn bei der Borderline-Störung konnten mit klassischen Therapieformen wie Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologische Psychotherapie keine durchgreifenden Erfolge nachgewiesen werden. DBT wurde von der amerikanischen Psychologieprofessorin Marsha Linehan speziell für 'Borderliner' entwickelt. Ein ganz anderes Thema steht zunächst jedoch beim diesjährigen regionalen Fachtag der 'Allgäu Akademie' am Mittwoch, 21. Juni, auf dem Programm, der sich mit Themenkreis der Biografiearbeit beschäftigt. Zu der Veranstaltung unter dem Titel 'Die Vergangenheit lebt in der Gegenwart!' können sich ab sofort Mitarbeiter aus den Bereichen der Altenhilfe sowie Interessierte, die etwas über die Geschichte erfahren möchten, anmelden. i Informationen und Anmeldungen gibt es bei der 'Allgäu Akademie', Telefon 08341/72-5703 oder per Mail: sh@allgaeu-akademie. de im Internet: www. allgaeu-akademie. de