Kaufbeuren (az). In der heutigen Zeit ist die Lebenssituation vieler älterer Menschen zunehmend von Isolation und Vereinsamung geprägt - aber in Kaufbeuren gibt es einen Ort, da ist davon nichts zu merken. Belebt bis unters Dach ist die 'Blaue Blume Schwaben' in der Prinzregentenstraße. 'Unser Zentrum für seelische Gesundheit im Alter wurde eigentlich von Beginn an gut angenommen', sagt der Leiter der Einrichtung, der Sozialgerontologe Wolfgang Vater. Doch seit der Bezirk Schwaben als Träger für die 'Blaue Blume Schwaben' Anfang 2005 Verträge zur Integrierten Versorgung abschließen konnte, hat das Zentrum weitere Impulse erfahren. Ein Bundesmodellprojekt zur Versorgung von älteren Menschen mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen in der Blauen Blume Schwaben mündete Anfang 2005 in den 'Versorgungsverbund Kaufbeuren'. Möglich wurde dies auch durch die gesetzliche Einführung der 'Integrierten Versorgung' auf Bundesebene. Als erste Kasse schloss die AOK mit dem Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren einen Vertrag zur Integrierten Versorgung für die ambulante Behandlung von gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen ab, später kamen die DAK sowie die LKK Niederbayern/Oberpfalz und Schwaben hinzu. 'Jüngster Partner ist seit Anfang 2006 nun auch die Barmer Ersatzkasse mit weiteren 15 Plätzen', erläutert Vater.
Rund 117 Personen können so nach einer entsprechenden Zuweisung über einen Arzt oder eine Institutsambulanz die Leistungen der Klinik in den Räumlichkeiten der 'Blauen Blume Schwaben' in Anspruch nehmen und dort ambulant behandelt werden. Durchschnittlich kommen in das Zentrum in der Kaufbeurer Stadtmitte jedoch wöchentlich rund 215 ältere Menschen. 'Nach wie vor sind wir nicht nur offen für Kassenpatienten, sondern bieten neben dem Behandlungsbereich auch einen sogenannten Selbsthilfebereich plus die Begegnungsstätte an, die für alle offen ist', so Wolfgang Vater. Dieser Selbsthilfebereich wird über Eigenanteile der Besucher, Stiftungsmittel und Gelder aus dem gegründeten Freundeskreis mitfinanziert. 'In diesen Selbsthilfebereich kommen auch viele ältere Menschen, die nicht gerontopsychiatrisch erkrankt sind, sondern die einfach nur Kontakt suchen oder sich für andere engagieren wollen', schildert der Sozialgerontologe. Das Wochenprogramm sowohl im Behandlungsbereich 'Integrierte Versorgung' als auch im Selbsthilfebereich ist dicht gepackt mit interessanten Angeboten, 'die vor allem auf die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Wünsche der Besucher abgestimmt sind', so Wolfgang Vater. Gesprächsgruppen, Gedächtnistraining, gemeinsames Kochen, Einzelförderung, Diskussionsgruppen, Spiele, Gartenarbeit, Bewegung, soziale Aktivitäten - 'da ist für viele etwas dabei', erläutert er. Im Behandlungsbereich wird ein auf die verschiedenen Krankheitsbilder abgestimmter und individueller Behandlungsplan angeboten. Bei einer Demenz gilt der ambulante Behandlungsauftrag unbefristet, bei anderen psychischen Erkrankungen im Alter, beispielsweise bei einer Depression oder Psychose, ist der Versorgungsauftrag zunächst auf ein Jahr beschränkt. Schon im ersten Jahr des Projektes 'Integrierte Versorgung' habe sich der hohe präventive Wert der Arbeit in der Blauen Blume Schwaben bemerkbar gemacht. 'Vor allem bei gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen beobachten wir häufig einen Drehtüreffekt, das heißt, wiederholte Aufenthalte im Krankenhaus', erläutert der Sozialgerontologe, 'bei unseren Patienten kann dies weitestgehend vermieden werden.'