Zu einem offenen Miteinander, in dem alle Fragen Platz haben sollen, hatte Regionaldekan Reinhold Lappat die Runde und auch die beiden hochkarätigen Gäste aufgefordert. Um es vorweg zu nehmen: Es entwickelte sich ein für manchen Vertreter aus Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat in der Diözesanregion Kaufbeuren-Ostallgäu überraschend offenes Gespräch über die Vorfälle um den früheren Augsburger Bischof Walter Mixa. Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger und Domkapitular Peter Manz hatten diesen Dialog in der mit rund 200 Personen gefüllten St. Magnus-Kirche in Marktoberdorf gewünscht.
Künftig mehr Transparenz versprach Losinger. Deshalb müsse dieser in Marktoberdorf begonnene Dialog unter einem neuen Bischof weitergeführt werden. Umso lauter klingelten am nächsten Tag bei ihm die Telefone, als die Gesprächsteilnehmer aus der Zeitung erfahren hatten, dass Konrad Zdarsa neues Oberhaupt werden soll. Denn am Abend zuvor hatten sie noch über die Besetzung gesprochen. Losinger seinerseits versicherte, davon genauso überrascht worden zu sein. Detailliert, aber kompakt war Losinger auf die Gründe - der Verdacht, Kinder geschlagen und Stiftungsgelder missbraucht zu haben - eingegangen, die zum Rücktritt Mixas geführt hatten. Schließlich sei der Bischof öffentlich auch der Lüge bezichtigt und eine mögliche Alkoholsucht angesprochen worden. So sei ein "radikaler Vertrauensbruch" entstanden.
Mixa sei deshalb damit konfrontiert worden, dass die Ausübung des Amts vor diesem Hintergrund "nicht mehr gelingen könne". Losinger fasste das alles unter "Das tragische Schicksal eines Menschen im Scheitern" zusammen.
Vor dem Verzeihen Einsicht nötig
Die Fragen hatten die Teilnehmer zuvor auf Karten formuliert, woraus sich verschiedene Themenkomplexe ergaben. Müsse ein Christ nicht verzeihen, fragte da jemand. Das, antwortete Manz, setze beim Betroffenen die Einsicht voraus, einen Fehlern begangen zu haben. Dies sei bei Mixa nicht erkennbar. Symptomatisch für diese "Wahrnehmungsstörung" sei die Aussage Mixas nach der Privataudienz beim Papst, es sei ein "fröhliches Gespräch" gewesen.
Auch bei der Berufung des Personals habe der Bischof einsame Entscheidungen gefällt. Domkapitel und Ordinariat hätten zwar mitdiskutiert. "Wir hatten aber den Eindruck, kaum Einfluss zu haben."
"Gegenwärtig stehen wir vor einem riesen Scherbenhaufen", verwies Manz auf die Kirchenaustritte. Nicht nur in Augsburg verstärke die Diskussion den Druck auf die Kirche nach Veränderungen. Ein Neuanfang im Bistum, hieß es aus der Runde, gelinge nur, wenn sich Mixa aus Augsburg zurückziehe und am besten als Sekretär nach Rom gehe. Manz sah dies ähnlich, appellierte aber: "Wir müssen mit Offenheit und Vernunft, nicht von Emotionen geleitet, den Fall aufarbeiten. Vorher wird es keinen Frieden geben."
Weil die Diözesanleitung nicht allwissend sei, sollten mehr Personen auch von der Basis eine Stimme gegeben werden, ergänzte Losinger. Zugleich gelte es, das Profil der Kirche zu schärfen, um für die Menschen wieder attraktiver zu werden. "Schaut auf die Gemeinden, unterstützt sie, dann wird Kirche glaubwürdiger", forderte ein Vertreter.
Dekan Lappat fasste das "ehrliche Gespräch" als "Motivationsschub, der gut tut", zusammen. (af)