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Bissig, witzig , respektlos

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Bissig, witzig , respektlos

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    Von unserem Redaktionsmitglied Claudia Benz Kempten - Bärbeißig, respektlos, köstlich ironisch und durch und durch bayerisch. Wer sie das erste Mal erlebt hat, war begeistert. Und wer sie wieder einmal gehört hat, fand sie nach wie vor genial: Die 'Wellküren', die in Kempten erstmals ihr neues Programm 'Stubenmusik macht süchtig' vorstellten. Mit viel Witz, musikalischem Können und Redegewandtheit verknüpften sie Weltläufigkeit mit alpenländischer Tradition, nehmen vermeintlich bayerische Idylle, Brauchtum und provinzielle Dummheit ebenso auf die Schippe wie Zeitgeist und Politik. 'Stubenmusik macht süchtig' meinen Vroni, Burgi und Moni - und süchtig waren zum Schluss auch die 500 Zuschauer im ausverkauften Kornhaus nach weiteren Darbietungen der Well-Schwestern. Denn genial war ihre Kombination aus Dreiergespräch, Gstanzl und Liedern, begleitet auf originellen Instrumenten wie Harfe, Tuba, Hackbrett und selbstgebastelter 'Nonnentrompete'. Natürlich waren es hauptsächlich Frauenbilder, die von den drei Frauen dargestellt waren: Von der im kleinen Heimatdorf zur Frauenbeauftragten ernannten Burgi, von 'Diplom Sozialpädagogin' Burgi oder Moni, der 'blue-wonder'-(ein Putztuch à la Hara)-Vertreterin. Tatjana Gsell würde die eine gerne sein, Ottfried Fischers Frau die andere ('ob der das Glump von Hiendl auch in der Wohnung stehen hat?') oder Frau Kahn ('den Saubär würd’ ich abwatschen') die andere.

    Im geschliffen scharfen Dreigesang , exzellenten Liedern und Musikstücken gingen die Drei scharfzüngig ins Gericht mit Schönheitsoperationen ('kein Silikon an meine Brust'), mit Pisa ('selbst die Österreicher liegen vorne'), nahmen auch Kempten ('seit Kempten die Big Box hat, meint Kempten es sei eine Stadt') oder Lokalgrößen ('heut traf ich Thomas Kreuzer, was Gscheites traf ich nicht') nicht aus. Ob depressive Stimmung in Deutschland, Computerspiele, Internet, dicke Kinder, Bewegungsmangel oder Amerikas Präsident - fast niemand blieb vom Spott der Wellküren verschont. Schon gar nicht Stoiber, den das Trio am liebsten wie in ihrem Gstanzl über das Dreschen so richtig zusammen dreschen würde ('denn der ewige Stoiber, der braucht’s schon lang'. 'Stubenmusik macht süchtig' waren sich die Wellküren einig - und Stubenmusik sei auch empfängnisverhütend war ihr Credo. Wobei, so ganz 'ohne' soll es nun doch nicht sein. Und so amüsierten sich die Zuschauer köstlich, als Vroni, Burgi und Moni versuchten, zwei Singles aus dem Publikum zusammen zu bringen. Ganz nach dem Motto: 'Partnersuche' mit den Wellküren. Und stets eingebettet in die bayerische Tradition ('hat früher der Viehhändler gemacht'). Einfach köstlich dieser Abend, der zum Schluss mit dem einzigen Lied aus einem einzigen Wort endete, das selbst Amerikas Präsident Bush verstand: 'Forever'.

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