Gut 200 Gläubige sind gestern Nachmittag nach Arlach bei Tannheim gekommen, um mit Bischof Dr. Gebhard Fürst, Dekan Sigmund Schänzle und Regionaldekan Pater Johannes Schaber den Martinusweg zu eröffnen. Bischof Fürst zeigte sich vor der Weihe des Wegs erfreut darüber, dass der Martinus-Hauptweg in der Diözese beschildert wird. Beim Abmarsch überließ er den Kommunionkindern mit Pfarrer Ambros Tungl den Vortritt.
In seinen Begrüßungsworten hatte Dekan Sigmund Schänzle, der mit Pilgerhut und Knickerbocker-Wanderhose bekleidet war, betont, dass der Martinusweg ein "geistiger Weg" sei. Denn der Heilige aus Tours habe vor 1600 Jahren mit seiner Mantelteilung ein eindrucksvolles Beispiel christlicher Nächstenliebe gegeben: Leid, Elend, Schmerz und Freude zu teilen. Dass er einen guten Draht nach oben hat, fügte der Dekan aus Ochsenhausen launig an, sei augenfällig: "Das Wetter passt und wir müssen unterwegs wohl nicht zu schwer schwitzen."
Tannheims Bürgermeister Thomas Wonhas bezeichnete die Entscheidung, den Weg durch den Landkreis Biberach in Arlach zu beginnen, als eine "gute Wahl" - führe er doch so von A nach B, sprich: von Arlach nach Bonlanden. "Der Arlacher Dorfplatz war wohl noch nie so stark bevölkert wie heute", sagte Wonhas.
Er erinnerte daran, dass Pilgern mehr sei als nur Wandern. Vielmehr sei es "eine Spurensuche zu sich selbst und zu Gott". Im Namen der Gemeinde wünschte Wonhas allen Gläubigen ein "blasenfreies Wandern und Pilgern".
"Einer der größten Heiligen"
Bischof Dr. Gebhard Fürst bekannte, dass der Diözesanpatron Sankt Martin einer der größten und auch bekanntesten Heiligen sei und bestens zum aktuellen Motto der Diözese im Nachgang zu den vergangenen, schwierigen Monaten passe: "Erneuert Euren Geist als Kirche, aber auch als einzelner Mensch."
Im Jahr 2005 hatte der Europarat den Martinusweg auf einer gedachten Linie zwischen Sankt Martins ungarischem Geburtsort Szombathely und dessen Sterbeort Tours in Frankreich zum europäischen Kulturweg ernannt. Der Martinusweg durch den Landkreis Biberach und die Diözese Rottenburg-Stuttgart liegt an besagter Achse zwischen Szombathely und Tours.
Dem Bischof geht es beim Pilgern auf dem Martinusweg nicht um ein möglichst rasches Durchwandern der Diözese, sondern "um die persönliche Erkenntnis, dass der Mensch erst in der Zuwendung zum anderen, hilfsbedürftigen Mitmenschen ganz zu sich selbst und nach christlicher Auffassung ganz zu Gott findet".
Der Hauptweg beginnt - von Memmingen und Buxheim kommend - an der Iller in Arlach und führt dann über Tannheim, Berkheim, Erolzheim, Ochsenhausen, Biberach, Schemmerhofen, Schemmerberg, Baltringen, Mietingen, Bußmannshausen und Burgrieden Richtung Schnürpflingen aus dem Landkreis Biberach hinaus.