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Biotope statt Brachflächen

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Biotope statt Brachflächen

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    Biotope statt Brachflächen
    Biotope statt Brachflächen Foto: simone schaupp

    Unterallgäu/Bad Grönenbach "Der Bedarf an Streue ist enorm. Ich kann mich vor Anfrage kaum retten." Das sagte Uwe Kießling, Koordinator der "Streueverwertung im Allgäu", beim allgäuweiten Streuwiesentag in Haitzen (Bad Grönenbach). Kießling war einer der Redner, die über Nutzen, Pflege und ökologische Bedeutung der Feuchtwiesen sprachen.

    Zu dem Tag eingeladen hatten die Landschaftspflegeverbände Ober-, Ost- und Unterallgäu sowie der Landkreis Lindau. Sie sind die Träger der Koordinationsstelle "Streueverwertung im Allgäu". Ziel ist es laut deren Leiter Kießling, für eine Bewirtschaftung der Streuwiesen zu werben und die Kommunen zu sensibilisieren. "Streuwiesen sind nährstoffarme Moorwiesen, die jährlich einmal im Herbst gemäht werden", erklärte Kießling. Das Mähgut diene meist als Einstreumaterial für die Tierhaltung. Enorme Bedeutung komme den Streuwiesen als Teil der Allgäuer Kulturlandschaft und als Lebensraum für viele seltene Pflanzen- und Tierarten zu.

    Ein Großteil der Streuwiesen sei durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft seit den 1960er Jahren aus der Nutzung herausgefallen und werde nun von anderen Pflanzen und Büschen überwuchert, so Kießling. In solchen Brachflächen liege ein hohes Potenzial für weitere Streuwiesen.

    Unterallgäu unter bayerischem Durchschnitt

    Mit einem Biotopflächenanteil von 1,8 Prozent rangiert das Unterallgäu unter dem bayerischen Durchschnitt von 3,5 Prozent, sagte Bernd Nothelfer von der Unteren Naturschutzbehörde Unterallgäu. Ihm zufolge gibt es nur wenige Areale, die sofort wieder genutzt werden könnten. Doch ließen sich viele als Streuwiesen reaktivieren. "Für uns spielt der Rückbau von Drainagen und Entwässerungssystemen die Hauptrolle", sagte er.

    Dabei habe seine Behörde nur die schwierig zu bewirtschaftenden Grundstücke in der Nähe von Fließgewässern oder Niedermoore im Blick, nicht aber gute landwirtschaftliche Flächen.

    Nothelfer sprach auch Probleme an. So gelte es, die Landwirte wieder vom Nutzen der Feuchtwiesen zu überzeugen. Zudem würden Verfügbarkeit und Preise der Flächen Schwierigkeiten bereiten, da viele Landwirte auf Biogasproduktion setzen: "Wir konnten heuer keine Flächen kaufen, weil es der Markt nicht hergibt. Wer nicht verkaufen muss, der tut es auch nicht."

    Vermittlung zwischen Anbieter und Abnehmer

    Die Landwirte vermehrt ins Boot zu holen, sei auch ein Ziel seiner Stelle, so Kießling. Als weitere Aufgaben nannte er etwa die Erfassung von Brachflächen, Fortbildungsangebote zur Streuwiesen-Pflege und die Vermittlung zwischen Anbietern und Abnehmern. "Bisher ist die Streue oft kompostiert worden, aber wir haben ein Produkt, das gut einsetzbar ist", sagte Kießling, der in der Streue ein "adäquates Ersatzprodukt zum Stroh" sieht. Außerdem diene der Erhalt der Kulturlandschaft nicht nur dem Tourismus, sondern der Lebensqualität aller: "Unseren Garten pflegen wir ja auch nicht, weil einmal im Jahr die Schwiegermutter kommt, sondern weil wir uns wohlfühlen wollen."

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