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Biogasanlagen stinken so manchem Bürger

Ostallgäu

Biogasanlagen stinken so manchem Bürger

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    Biogasanlagen stinken so manchem Bürger
    Biogasanlagen stinken so manchem Bürger Foto: laura loewel

    Manchmal, wenn Hans Kuhn gerade gemütlich auf seiner Terrasse sitzt, dann steigt ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase. In unmittelbarer Nähe seines Domizils am Südrand des Marktoberdorfer Gewends befindet sich eine Biogasanlage. "Und die stinkt bei einer bestimmten Windrichtung in einer grauenvollen Duftdichte. Das erinnert an Schweinemist der übelsten Sorte", klagt Kuhn.

    Der Geruch störe nicht nur beim nachmittäglichen Kaffee, sondern setze sich auch in der Kleidung und im Haus selbst fest. Eine Nachbarin Kuhns bestätigt: "Wäsche kann ich an manchen Tagen nicht draußen aufhängen." Manchmal könne man "bei der größten Hitze kein einziges Fenster aufmachen, weil es so stinkt", erzählt Kuhn. Er und einige seiner Nachbarn haben schon offiziell beim Landratsamt protestiert. Seither wurden vom Landratsamt zwei Ortsbesichtigungen unternommen, bei denen der Geruch allerdings nicht der Biogasanlage zugeordnet werden konnte. Wenn die Gerüche aber wieder auftauchen, sollen sich die Beschwerdeführer "unmittelbar" an das Amt wenden, heißt es vonseiten des Landratsamtes. Der Betreiber der Anlage war gestern telefonisch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

    Im gesamten Landkreis Ostallgäu gibt es rund 80 solcher Biogasanlagen, mit denen Ökostrom und -wärme produziert wird. Und bei einigen Anlagen im Landkreis gab es bisher schon Probleme mit Geruchsbelästigung von Anliegern.

    "Anfang der 90er Jahre schossen die Anlagen wie Pilze aus dem Boden", sagt Umweltschutzingenieur Josef Schmölz, beim Landratsamt in der Immissionsschutzabteilung tätig. Nach einem Abflachen Anfang des neuen Jahrtausends gingen seit 2004 wieder mehr Anlagen in Betrieb. Richard Mair, Vorsitzender von "renergie Allgäu" und selbst Betreiber einer Biogasanlage, erklärt dies zum einen mit der Auflage des "Erneuerbare-Energien-Gesetzes", das den Bau solcher Anlagen unterstützt, und zum anderen mit der wirtschaftlichen Situation vieler Landwirte: "Nicht wenige Bauern sehen für die Milchwirtschaft keine Chance mehr, deshalb gibt es einen Trend hin zu Biogas."

    In Sachen Abstand zu Wohngebieten und damit auch der Geruchsbelästigung gibt es nach Angaben des Umwelt-Experten Schmölz keine festen Regelungen. Es werde je nach Einsatzstoffen und topografischer Lage der Biogasanlage über eine Genehmigung entschieden. "Das ist etwas unscharf geregelt", findet Schmölz. Während die großen Anlagen in gesetzlich vorgeschriebenen Abständen von etwa drei Jahren überprüft werden, ist dies laut Schmölz bei den kleineren Anlagen nicht der Fall. Die werden oftmals nur nach Beschwerden genauer unter die Lupe genommen. Warum die Anlagen zeitweise unangenehm riechen, erklärt Biogasanlagen-Experte Mair: "Im Prinzip ist so eine Anlage ein geschlossenes System (siehe Funktionsweise von Biogasanlagen). Der strenge Geruch kann eigentlich nur bei der Lagerung der Einsatzstoffe wie beispielsweise Festmist entstehen." Das sei bei vielen Anlagen auch der "kritische Punkt", meint Mair.

    Bäume filtern Geruch

    Er und seine Kollegen von renergie arbeiten jedoch an Abhilfemöglichkeiten. Eine Möglichkeit ist laut Mair die Be- und Umpflanzung der Lagerstätten mit Bäumen und Sträuchern. "Bäume filtern Geruch", erklärt Mair, der sich in solchen Streitfällen wie dem im Gewend grundsätzlich dafür ausspricht, miteinander zu reden, anstatt gegeneinander zu agieren.

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