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"Bienen leiden unter niedrigem Milchpreis"

Westallgäu

"Bienen leiden unter niedrigem Milchpreis"

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    "Bienen leiden unter niedrigem Milchpreis"
    "Bienen leiden unter niedrigem Milchpreis" Foto: privat

    Die Imker sorgen sich um ihre Bienen. Der Grund ist der niedrige Milchpreis der Landwirte. Denn: Wo immer früher und häufiger gemäht wird, da können sich immer seltener Blüten entwickeln. Entsprechend weniger Nahrung finden die Bienen - das heißt die Imker können auch immer weniger Blütenhonig produzieren. Diese vom deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund aufgezeigte Problematik gibt es auch im Westallgäu.

    Für den stellvertretenden Vorsitzenden des Imker-Bezirksverbandes Lindau-Westallgäu, Alfred Deubele aus Gestratz, war 2010 bislang ein gutes Jahr. Der häufige Regen in der ersten Mai-Hälfte sorgte zwar für Wachstum. Es war jedoch kein Abmähen der Wiesen durch die Landwirte möglich.

    In den kurzen sonnigen Abschnitten waren seine Bienenvölker erfolgreich unterwegs. Doch Deubele sieht auch im Westallgäu den Trend zum frühen Mähen. Opfer ist vor allem der Löwenzahn, der großflächig und schnell verschwindet. Je weniger Blüten die Bienen beim Ausschwärmen vorfinden, umso geringer ist der Ertrag. Die Folge: "Es gibt immer weniger Bienenvölker". Zwar gibt es im oberen Landkreis noch eine ausreichende Bienendichte, doch auch hier ist die Völkerzahl rückläufig.

    Wirtschaftlicher Druck

    Für den Maierhöfener Ortsbauern-Obmann Hans-Peter Frommknecht sind die Anliegen der Imker nichts Neues. Und er hat auch großes Verständnis für sie. Doch verweist er auf den wirtschaftlichen Druck, unter dem die Milchbauern in der Region stehen. Aufgrund des niedrigen Milchpreises sind sie an einem hohen Ertrag durch ihre Kühe interessiert. Und das setzt ein energie- und eiweißreiches Futter voraus - und das liefert wiederum ein möglichst früher Schnitt.

    Maierhöfens zweiter Bürgermeister Franz Spieler, selbst Landwirt, erinnert sich, dass früher weniger häufig gemäht wurde: "Erst die Silo-Wirtschaft macht den häufigeren Schnitt möglich". Zudem sei noch vor 30 Jahren der erste Schnitt oft erst im Juni erfolgt.

    Nicht zuletzt hat sich, so Spieler, die Häufigkeit erhöht: Mähten die Landwirte früher nur zwei- oder dreimal die Wiesen ab, sind sie inzwischen auch im Westallgäu oft fünfmal im Jahr aktiv. Auch dahinter steckt, so Hans-Peter Frommknecht, der wirtschaftliche Druck. Je häufiger geschnitten wird, umso weniger Blumen wachsen, desto reiner sind die Gräser, die besonders gefragt sind: "Die Kühe danken es uns mit Vitalität, Gesundheit und guten Erträgen", so Frommknecht.

    Nicht zuletzt sehen die deutschen Berufsimker die Gefahr einer Monokultur, wenn immer häufiger Mais- oder Rapsfelder entstehen, mit deren Ertrag Biogas-Anlagen versorgt werden. Im Westallgäu gibt es solche Felder bislang kaum. Doch weiß Alfred Deubele, dass der Bedarf enorm ist.

    Und was, wenn immer mehr Imker aufgrund des fehlenden Honigertrages aufgeben, die Völkerzahl immer mehr zurückgeht? "Dann könnten Bestäubungsimker ihre Aufgabe übernehmen", weiß Alfred Deubele. Sie setzen ihre Völker immer gezielt zur Bestäubung von Pflanzen ein, womit die Bienen auch in Zukunft ihre wichtige Rolle in der Natur übernehmen. Solche Imker fahren von Gebiet zu Gebiet und werden beispielsweise von Obstbauern bezahlt.

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