Kaufbeuren Obwohl sie ihren Traum nie wirklich aufgegeben hatte, kann Hannelore Biemann noch immer nicht ganz glauben, dass er wirklich in Erfüllung gegangen ist: Beim diesjährigen Tänzelfest-Wochenmarkt werden erstmals Puppen der Firma Schildkröt in Tänzelfestkostümen verkauft.
Eigentlich hatte eine ehemalige Mitarbeiterin die Idee der Seniorchefin bereits vor drei Jahren verwirklicht. "Anna Ficklscherer kannte meinen Wunsch, eine Tänzelfestedition zu kreieren, und hat ihn nach meinen Vorstellungen ausgearbeitet." Im Schaufenster eines Kaufbeurer Geschäfts wurden die Puppen dann ausgestellt, waren allerdings bislang unverkäuflich. Als dieses Jahr der Tänzelfestverein an Hannelore Biemann herantrat und den Vorschlag zu einer Sonderedition machte, konnte die 68-Jährige natürlich nicht Nein sagen.
Vier Puppen können Liebhaber erwerben, jeweils zwei Pärchen stehen zur Auswahl.
Die zehn Zentimeter hohen sogenannten Puppenstubenbiegepuppen stellen die Schwabenliesl und den Schwabenhansl dar, zwei 16 Zentimeter hohe Babypuppen ein Biedermeiermädchen und einen -buben. "Ich hätte die Puppen gerne gleich größer gemacht, aber wir wollen ja erst einmal testen, wie die Edition ankommt", erklärt die Geschäftsfrau und schmunzelt. Anfang Mai setzte sich Biemann mit Mitgliedern des Tänzelfestvereins zusammen, bereits acht Tage später schickte sie die ersten Muster in die Firma nach Thüringen.
Mundgeblasene Augen
An den bestehenden Vorlagen wurden nur kleine Veränderungen vorgenommen. "Eine Jacke mussten wir etwas kürzer machen, schließlich sollen die Kostüme authentisch sein", so die Irseerin. Zudem wurden einige Knöpfe etwas schlichter gestaltet.
Die Puppen selbst bestehen aus phthalatfreiem Vinyl. Mundgeblasene Glasaugen und Echthaarperücken finden ebenfalls Verwendung in der ausschließlich deutschen Produktion.
Wenn der Verkauf gut läuft, möchte Hannelore Biemann jedes Jahr ein weiteres Pärchen herausbringen, um irgendwann alle Gruppen des Tänzelfestzugs zusammenzuhaben. Lisa Triebel, die sich seit vier Jahren um den Verkauf beim Tänzelfest-Wochenmarkt kümmert, ist jedenfalls zuversichtlich. "Diese Schildkrötpuppen sprechen sicherlich zwei Zielgruppen an. Zum einen die Sammler, zum anderen die Liebhaber des Tänzelfestes." Angeboten werden die Puppen historisch korrekt ohne Verpackung. Denn, "die gab es im ausgehenden Mittelalter ja auch noch nicht". Die fertige Ware lagert bereits im Büro des Tänzelfestvereins.
Und Hannelore Biemann träumt schon wieder. Irgendwann, so hofft sie, wird es den Kaiser Maximilian auf einem Pferd geben.