Von Andrea Schauerte, Nesselwang/Ostallgäu - Wenn der Ski-Klub Nesselwang morgen, Freitag, um 20 Uhr bei seiner Jahreshauptversammlung im 'Schwyzer Stüble' Bilanz zieht, dann fällt diese überwiegend positiv aus. Erstens fuhren die Nachwuchssportler im SKN im Laufe des Winters zahlreiche Erfolge ein. Zweitens heimste der SKN als Mit- und Allein-Veranstalter von großen Skisport-Wettbewerben - man denke nur an das Bundesfinale 'Jugend trainiert für Olympia' - viel Lob und Anerkennung ein. Und drittens konnte der Klub heuer mit Michael Greis einen Weltmeister in einer Sportart feiern, der in Nesselwang die Zukunft gehören soll: Biathlon. Seit ein paar Jahren gibt es in Nesselwang einen Biathlon-Stützpunkt des Allgäuer Skiverbandes - festgemacht zum großen Teil am ASV-Biathlon-Referenten Manfred Rauscher. Der ehemalige Aktive aus Thüringen kam vor gut zehn Jahren ins Allgäu und sah fast nur Brachland, was Biathlon angeht. Inzwischen hat er - in erster Linie zusammen mit Hubert Hindelang - als Trainer und Betreuer und 'Mädchen für alles' ein fruchtbares Feld bestellt, aus dem ein Weltmeister wie Michael Greis hervorging. Andere aus der Meisterschule Rauscher/Hindelang wie Martin Hindelang sind Kader-Sportler und werden inzwischen national gefördert. Noch sind das nicht viele, doch die intensive Arbeit in Nesselwang macht sich mehr und mehr bezahlt. Manfred Rauscher und Hubert Hindelang allein würden das nicht schaffen. Dahinter steht der SK Nesselwang mit seiner rührigen Vorstandschaft und seiner Infrastruktur, die ein Biathlon-Training in der Marktgemeinde erst möglich macht. 'Der ASV kann nur finanzielle Unterstützung leisten. Alles andere, was wir hier machen können und machen, hängt am Klub', betont Manfred Rauscher.
Jeden Tag im Einsatz Dass in Nesselwang in Sachen Biathlon was geht, hat sich schnell im ganzen Allgäu herumgesprochen. Inzwischen kommen 26 Winter- und fünf Sommer-Biathleten (statt Langlauf machen die Crosslauf zwischen den Schießen) regelmäßig zum Training - eine Masse, die von zwei Trainern kaum noch zu bewältigen ist. 'Aufgrund der vielen Biathleten sind wir in der Hochsaison täglich, in der Nebensaison außer montags auch jeden Tag im Einsatz. Das geht an die Substanz von uns und vom Training', gibt Manfred Rauscher zu. Ein dritter Mann ist jedoch in Sicht. Dann wird es wieder einfacher. Trainingsmangel oder Trainingsdefizite sind bei den Allgäuer Biathleten in Nesselwang jedoch nicht festzustellen. Die Ergebnisse des vergangenen Winters sprechen hier eine deutliche Sprache. Ganz stark sind die Sportler in der Schülerklasse 15. Sie hat Manfred Rauscher schon einige Jahre unter seinen Fittichen und sie lohnen es ihm mit Spitzenplätzen in der Rangliste und bei den deutschen Schülermeisterschaften. So verpasste Manuel Müller aus Oberstdorf den Titel S 15 nur deshalb, weil er sich vor den letzten beiden Wettbewerben das Kreuzband riss und nicht mehr antreten konnte. Florian Müller (Hindelang) belegte Rang vier in der Gesamtwertung, Andreas Beisch (Oy-Mittelberg) kam auf den siebten Platz. Das heißt, drei Allgäuer Biathleten aus der Kaderschmiede in Nesselwang unter den besten Zehn der ganzen Republik. Bei den Mädchen in Rauschers Truppe ist nach wie vor Eva Huber (Schülerklasse 14) aus Görisried und inzwischen SKN-Mitglied, der Star. Sie hat laut Rauscher in ihrer Entwicklung nach einem Durchhänger-Jahr 'einen gewaltigen Schub gemacht'. Mit ihr sei im nächsten Winter auf jeden Fall ganz, ganz vorn zu rechnen, ist der Trainer überzeugt. Und schon jetzt sind sie und die Burschen der SK15 Vorbilder für die ganz Kleinen wie Christof Weidner oder Verena Gedler, die noch mit der Armbrust schießen.
Sehnsucht nach dem Zentrum Alle - Trainer, Sportler und vor allem auch die Eltern - hoffen jetzt, dass das Biathlon-Zentrum in Nesselwang unterm Dach des SKN und unterstützt vom ASV realisiert werden kann. Denn auch wenn die kleine Anlage fürs Sommertraining bei Gschwend völlig unzureichend ist - weg vom Ski-Klub und von Nesselwang wollen die Allgäuer Nachwuchs-Biathleten und ihre Trainer auf gar keinen Fall.