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Betreuer hinterlässt wertvolle Biotope

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Betreuer hinterlässt wertvolle Biotope

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    Marktoberdorf/Ostallgäu (ves). - Viel hat sich verändert entlang des Lechs: Noch um 1900 war es ein typischer Wildfluss, bis vor 50 Jahren wurden die Auen überflutet und es gab viele orchideenreiche Magerrasen. Dann aber verschwanden 99Prozent dieser Biotope durch Flussregulierungen, Intensivierung der Landwirtschaft und Aufforstungen. Ziel der Projektes 'Lebensraum Lechtal' (siehe Wortweiser) war deshalb, solche wieder zu schaffen und zu verbinden. Wieder hat sich viel verändert. Nun aber ist das Projekt in dieser Form nicht mehr zu finanzieren: 'Die intensive Phase läuft aus', sagt Projektbetreuer Ralf Strohwasser und übergibt seine Aufgaben an den Landschaftspflegeverband (LPV) Ostallgäu. Wenn Strohwasser mit dem Halblecher Bürgermeister Bernd Singer und LPV-Geschäftsführer Josef Freuding durch die Halblechauen bei Trauchgau spaziert, freut er sich über das Erreichte: Eine lichte, romantische 'Hutelandschaft' ist dort entstanden. Unter einzelnen Fichten und Kiefern wachsen Enziane und Orchideen auf dem Magerrasen. Durch das Entgegenkommen der Fachbehörden wie Forst-, Wasserwirtschafts- und Landratsamt sei die Beweidung in diesem sensiblen Bereich ermöglicht worden. 'Es war eine zentrale Forderung der Gemeinde, dass nicht nur eine einmalige Entbuschungsaktion durchgeführt wird, sondern das wertvolle Biotpo langfristig erhalten wird', schildert Singer. Glücklicherweise sei ein Pferdehalter gefunden worden, der seine Tiere dort weiden lässt. Zehn Pferde sorgen auf 15 Hektar dafür, dass die Aue nicht wieder verbuscht. Der zweite Glücksfall ist, so Singer, dass die Pferde zudem Gäste bei Wanderritten tragen und sich so eine touristische Nutzung ergibt. 'Das sind Grenzertragsflächen, die land- und forstwirtschaftlich unattraktiv sind. Die Lösung, sie zur touristischen und ökologischen Aufwertung zu nutzen, lag nahe', sagt Strohwasser. Diese Biotope seien somit ein typisches Beispiel für sämtliche Flächen, die er für das Projekt 'Lebensraum Lechtal' betreut. Strohwasser ist seit 2002 für den Bereich von Füssen bis Schongau zuständig. 'Auf 30 Hektar haben wir Erstpflegemaßnahmen durchgeführt, auf 20 Hektar bestehende Magerrasenflächen ökologisch optimiert', schildert er. Insgesamt 35 'Baustellen' betreute Strohwasser: In der Gemeinde Schwangau wurden der Horner Galgenbichl durch einheimische Bauern und die Horner Lechaue durch das Wasserwirtschaftsamt aufgelichtet. In Rieden wurde der Steilhangmagerrasen bei St. Urban gepflegt, am Illasdurchbruch der Magerrasen am Staudamm bei Roßhaupten. In Lechbruck wurden ökologische Ausgleichsflächen geschaffen. Im Landkreis Weilheim-Schongau wurden Lechheiderelikte bei Prem, Helmenstein, Burggen, Gründl und Urspring aufgewertet. Neben freiwilligen Helfern waren vier Mitarbeiter auf Ein-Euro-Basis beschäftigt.

    Betreuung auf 'Sparflamme' Ende September endet die Betreuung des Projektes durch Strohwasser aufgrund fehlender weiterer Finanzierung. 'Privat stehe ich aber darüber hinaus zur Verfügung', betont er. Auch sonst gehe es weiter: 'Die Maßnahmen werden, soweit nötig, vom Landschaftspflegeverband weiterbetreut', sagt er. 'Auf Sparflamme', so LPV-Geschäftsführer Freuding. Zudem werde ein Verein für die überörtliche Koordination gegründet. Finanziell getragen werden soll dieser von den Mitgliedern, vor allem Kommunen und Landkreisen. 'Und die Flächen werden in das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm übernommen, damit der Arbeitsaufwand der Pfleger honoriert wird', so Strohwasser.

    'Wir haben viel erreicht' Er ist sich sicher, dass seine Arbeit nicht umsonst war: 'Wir haben viel erreicht, die Nachhaltigkeit ist durch Aktionsgruppen in den Gemeinden und die Förderung durch das Kulturlandschaftsprogramm gewährleistet', sagt der Geoökologe. Und wieder könnte Halblech ein Beispiel sein: 'Hier ist das Projekt durch persönliche Wertschätzung auf hervorragenden Nährboden gefallen', weiß Freuding. Bürgermeister Singer erklärt es so: 'Wir haben die Flächen bereit gestellt und immer versucht, möglichst viele Leute miteinzubinden. Viele sind nun mit Leib und Seele dabei.' Das lässt ihn hoffen, dass sich das Erreichte in die Zukunft retten lässt. Nachhaltiger Erfolg werde dann erreicht, meint auch der scheidende Projektbetreuer, wenn 'Naturschutz aus seinem engen Korsett geholt und in der Bevölkerung verankert wird'.

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