Viele sind in den fünf Sommern seit Bestehen des Nesselwanger Besinnungswegs 'Ge(h)zeiten' die Wege zwischen Rindegg und Attlesee gegangen, allein oder in der Gruppe, und am Gästebuch lässt sich ablesen, wie sehr die Besinnungsstationen bewegen und bereichern. Nach dem Beginn mit dem bewussten Aufbruch, dem kurzzeitigen Verlassen des Gewohnten, spürt der Wanderer bald die Veränderung. Er durchschreitet das uralte Symbol des Labyrinths und es entlässt ihn mit neuer Sicht auf Wald und Wasser, Moor und Wiese, und möglicherweise auf sich selbst.
Die knappen Texte an jeder Station sind anregend, lassen Raum für eigene Gedanken. Wer will, kann sich in gleichnishafte Erzählungen vertiefen wie in die Geschichte vom Einsiedler bei der Zisterne. Als nämlich das Wasser zur Ruhe kam, da sah der ungeduldige Fremdling sich selber. 'Siehst du', sagte der Einsiedler, 'das ist die Erfahrung der Stille'.
Nach dem freien Ausatmen am See bei der Stele, die zum Bedenken der Lebenswege einlädt, schaut man im Dreieck aus dem Dunkel des Waldes direkt in den Himmel: 'Ich halte meine Seele dem Licht entgegen.' In der Glaskugel, umgeben von sieben Steinen, steht die Landschaft auf dem Kopf – und unser Weltbild wird infrage gestellt. Schließlich, als schon wieder die Weiler auftauchen, will man sich nicht trennen und bleibt sitzen bei den Jahresringen der Baumscheibe.
Zeiten der Enge und Weite, des Wachsens und des Stillstands verkörpern sie, wie die Jahresringe des Menschenlebens. In seiner zeitgemäßen Konzeption gelang mit dem ökumenischen Besinnungsweg, mit der Betreuung, mit Veranstaltungen, die den Sinn hervorheben, ein ausdrucksstarkes Werk.