Bad Grönenbach/Wolfertschwenden Welche Konsequenzen hätte der beantragte Austritt Wolfertschwendens aus der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Bad Grönenbach für die beiden übrigen VG-Mitglieder Bad Grönenbach und Woringen? Wie schätzt der VG-Vorsitzende und Bad Grönenbachs Bürgermeister Bernhard Kerler die Chancen ein, dass dem Antrag der Nachbargemeinde beim Landtag zugestimmt wird? Diese und weitere Fragen beantwortet er im Interview mit der MZ.
Die Gemeinderäte in Bad Grönenbach und Woringen entscheiden in Kürze über den Antrag Wolfertschwendens. Herr Kerler, Sie gehen davon aus, dass beide Gremien einstimmig gegen eine Entlassung aus der VG stimmen werden
Bernhard Kerler: Ja. Dies haben mein Woringer Kollege Volker Müller und ich den Gemeinderäten in Wolfertschwenden auch schon vor deren Entscheidung mitgeteilt.
Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass die VG in ihrer jetzigen Form bestehen bleibt?
Kerler: Die Aufgabe einer Verwaltungsgemeinschaft besteht darin, für die völlig selbstständigen Mitgliedsgemeinden die Verwaltungsarbeit zu übernehmen. Wir tun dies mit derzeit rund 17 Mitarbeitern. Die Anforderungen werden immer größer, ich erinnere nur an die jüngst erfolgte Einführung des elektronischen Ausweises.
Diese Anforderungen werden von einer größeren Verwaltung leichter bewältigt als von einer kleinen, weil die Mitarbeiter sich auf bestimmte Fachbereiche konzentrieren können. Auch Krankheits-, Urlaubs- oder Fortbildungsvertretungen sind erheblich besser gewährleistet. Sollte Wolfertschwenden ausscheiden, müsste die Verwaltung aufgeteilt werden, das heißt, ein Teil unserer Mitarbeiter - wir gehen von vier aus - muss dann von Wolfertschwenden übernommen werden. Dies bedeutet aus meiner Sicht klare Qualitätsverluste - von den dauerhaften Mehrkosten in allen drei Gemeinden ganz zu schweigen. Die Leidtragenden werden unsere Bürger sein.
Wie finanziert sich eine VG eigentlich?
Kerler: Bad Grönenbach und Woringen profitieren im VG-Haushalt nicht von den Steuereinnahmen Wolfertschwendens, wie das viele glauben. Jede Gemeinde verwaltet selbstständig ihren eigenen Gemeindehaushalt. Wir finanzieren in der VG nur eine gemeinsame Verwaltung, das heißt, vor allem unser Personal. Die Kosten der VG werden dabei nach der Zahl der Einwohner und nicht nach der Steuerkraft umgelegt. Derzeit trägt Bad Grönenbach etwa 60 Prozent der Kosten, Wolfertschwenden und Woringen je zirka 20 Prozent.
Welche Konsequenzen hätte ein VG-Austritt aus Ihrer Sicht?
Kerler: Die Qualitätsverluste habe ich schon erwähnt. Ich will auch eine Reduzierung der Öffnungszeiten nicht ausschließen. Es werden Mehrkosten entstehen, zum Beispiel im Bereich EDV oder bei den Raum- und Unterhaltskosten, da diese Kosten weitgehend fix sind und dann nur noch von zwei statt bisher drei Gemeinden finanziert werden. Vertrags- und Tarifbindungen lassen bei dann notwendigen Umbesetzungen auch eine Erhöhung der Personalkosten befürchten. Innerhalb der VG-Versammlung entsteht ein deutliches Stimmenungleichgewicht zum Nachteil Woringens. Bad Grönenbach hat derzeit sieben Stimmen, Woringen und Wolfertschwenden je drei.
Für wie gewichtig halten Sie die Beschlüsse Bad Grönenbachs und Woringens auf eine Entscheidung im Landtag?
Kerler: Ich bin überzeugt, dass unsere guten Argumente Gewicht haben werden. In einer Zeit, in der überall größere Einheiten gebildet werden, um Kosten zu sparen, ist es schwer nachvollziehbar, dass hier eine funktionierende Verwaltung aufgeteilt wird, um im Ergebnis eine nicht bessere, aber für alle drei Gemeinden teurere Lösung zu haben. Es bleiben ja trotzdem weiterhin viele andere Verbindungen, beispielsweise Schulverbände, Abwasserverband und Wertstoffhof. Dennoch glaube ich, dass das Rennen - vor allem wegen der Wirtschaftskraft Wolfertschwendens - offen ist.
Falls es zum Austritt kommt: Wie könnte eine Zusammenarbeit zwischen Wolfertschwenden und der Rest-VG künftig aussehen?
Kerler: Es nützt niemandem, dann den Beleidigten zu spielen. Deshalb werden wir von unserer Seite - ich spreche hier auch für Bürgermeister Müller - im Falle eines Austritts Wolfertschwendens ohne jeden Groll in anstehenden Sachfragen, die sich schon wegen der örtlichen Nähe und der vielfältigen Verbindungen immer ergeben, wie bisher zum Wohle unserer Bürger auch in Zukunft zusammenarbeiten. Sabrina Müller