Oberallgäu (rio). - Käme Bär 'Beppo' auf seiner Wanderung tatsächlich auf einen Abstecher ins Oberallgäu, so würde er wohl nicht lange bleiben. 'Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass er sich hier wohlfühlen würde'. So sagt es jedenfalls der Wildbiologe Albin Zeitler aus Immenstadt. Der Grund: Für einen wilden Bären gibt es im Oberallgäu zu wenig Wald und zu viel Trubel durch Menschen. Bären benötigen jede Menge Platz und vor allem Ruhe, erklärt der Wildbiologe. 'Große Waldgebiete sind als Deckung nötig', weiß Zeitler. Da das Allgäu aber einen geringen Waldanteil aufweist und weitgehend durch Straßen und Siedlungen erschlossen ist, hätte 'Beppo' oder einer seiner Artgenossen kaum die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Michael Borth vom Bund Naturschutz in Sonthofen kann sich hingegen durchaus vorstellen, dass Bären sich bei uns heimisch fühlen würden: 'Ein Bär hat ein riesiges Einzugsgebiet - er würde sich nicht ausschließlich im Oberallgäu aufhalten. Zusammen mit dem Lechtal oder dem Bregenzerwald hätte er eine große Fläche zur Verfügung.'
Am liebsten mag er Äpfel Zumindest an Nahrung würde es Meister Petz nicht mangeln. Auf seinem Speiseplan steht sowieso hauptsächlich pflanzliche Kost. 'Der Bär hat ein breites Nahrungsspektrum und frisst vor allem Wurzeln, Beeren und dergleichen', berichtet Zeitler. 'Am liebsten mag er Äpfel.' Doch auch seinen Appetit auf Fleisch könnte ein Raubtier wie der Bär in den Oberallgäuer Wäldern durchaus stillen: 'Wir haben einen großen Wildbestand', stellt Michael Borth fest. Aus diesem Grund werde auch immer wieder diskutiert, so genannte 'Großjäger' unter der Tierwelt anzusiedeln, um den Bestand zu regulieren. Zum Beispiel Luchse. Im Schwarzwald oder im Bayerischen Wald sind diese scheuen Raubkatzen wieder ausgewildert worden. Im Oberallgäu war dies bislang allerdings nicht der Fall - auch wenn angeblich hier und da ein Luchs gesichtet wird, der eingewandert sein könnte. Dabei würden sich diese Raubkatzen durchaus im Bergland wohlfühlen, ist sich Borth sicher. Auch Biologe Zeitler kann sich das gut vorstellen: Für den Menschen bestehe keinerlei Gefahr. Und da ein Luchs nur etwa ein Viertel so groß und schwer ist wie ein Bär, bräuchte diese Tierart auch nicht so viel Platz. Kein Thema sind bei Zeitler dagegen Wölfe. Sie würden sich im touristisch erschlossenen Allgäu nicht wohl fühlen, meint der Experte. Der Mensch sei zu weit in die unberührte Landschaft vorgedrungen. Zeitler: 'Bei uns wären die Bedingungen ungünstig. Der Waldanteil ist zu gering', resümiert der Fachmann. Dass für Menschen eine Gefahr von Großraubwild ausgeht, halten die Experten übrigens für undenkbar. 'Ich glaube nicht, dass ein Bär angreifen würde. Man müsste sich natürlich vernünftig verhalten', sagt Michael Borth. Dem kann Albin Zeitler nur zustimmen: 'Grundsätzlich weichen Bären aus. Eine Bärin mit Jungen kann ein Risiko sein - aber das ist nichts anderes wie bei einem Wildschwein. Man darf das Tier nicht belästigen.'