Der Württembergische Fußballverband (WFV) greift durch. In der kommenden Saison müssen sich die Vereine auf einige Auflagen gefasst machen, mit deren Hilfe die Funktionäre das immer häufiger auftretende unrühmliche Benehmen auf den Sportplätzen eindämmen will. Wie Bezirksvorsitzender Hans-Joachim Maier (Wangen) berichtet, geht es bei den 80 Vereinen im Bezirk Bodensee noch vergleichsweise harmlos zu, doch auch zwischen Friedrichshafen und Leutkirch gebe es immer wieder schwarze Schafe, die ihre gute Kinderstube vergessen, sobald ein Fußball in der Nähe ist. Beispielsweise gab es im Raum Ravensburg einen Vorfall, der bedenklich stimmt: "Wir mussten das erste Mal ein E-Jugendspiel abbrechen lassen. Und zwar nicht, weil sich die Neun- bis Zehnjährigen so aufgeführt haben", erzählt Maier.
In besagtem Spiel war ein 15-jähriger Schiedsrichter-Neuling erstmals an der Pfeife im Einsatz. Einer der beiden Trainer hatte offenbar geglaubt, den Jugendlichen durch ständige Zwischenrufe beeinflussen zu können. Als diese immer heftiger und auch beleidigend wurden, hat der erfahrene Schiedsrichter-Pate, der den Neuling begleitet hatte, diesem die Anweisung gegeben, das Spiel abzubrechen. "So machen wir den Fußball kaputt", sagt Maier.
Wegen solcher Vorfälle hat der WFV nun ein Paket "Gegen Gewalt auf Sportplätzen geschnürt", das ab der Saison 2010/11 mit mehreren vorbeugenden und erzieherischen Maßnahmen zum Einsatz kommt. "Im Mittelpunkt steht der Ordnerdienst", sagt Maier.
Künftig müssen Heimvereine bei allen Spielen ab der B-Jugend aufwärts zwei mit speziellen Ordnerjacken gekennzeichnete Ordner abstellen, die rund um das Spielfeld für Ordnung sorgen sollen. Sie müssen sogar namentlich im Spielberichtsbogen eingetragen werden. Bei Zuwiderhandlungen droht eine Geldstrafe bis zu 200 Euro, so der Bezirksvorsitzende.
Außerdem werden "böse Buben" künftig zu einem Benimm-Lehrgang geschickt. Wer wegen grober Unsportlichkeiten die rote Karte sieht und längere Zeit (z.B. ein halbes Jahr) gesperrt wird, der muss einen vom WFV verordneten Tageslehrgang besuchen, bevor er seine Spielberechtigung wieder erhält. Der Verband erhofft sich dadurch eine erzieherische Wirkung.
Damit emotionale Trainer künftig nicht mehr an der Seitenlinie wie Rumpelstilzchen auf und ab rennen, werden ab der neuen Saison bereits im Amateurbereich sogenannte Coaching-Zonen eingerichtet. Diesen markierten Bereich rund um ihre Auswechselbank dürfen Trainer oder Betreuer während des Spiels nicht mehr verlassen.
Und falls doch alle Maßnahmen scheitern, kann der Verband zu einer ganz drastischen Maßnahme greifen: Wenn ein Verein doch immer wieder mit groben Verstößen auffällig wird, dann kann ihm künftig die Spielerlaubnis insgesamt entzogen und somit mit allen Mannschaften vom Spielbetrieb ausgeschlossen werden. "Im Bezirk Donau-Iller wurde das bereits zweimal getan", berichtet Maier. (bes)