Von Nicole Siebert, Marktoberdorf/Obergünzburg - Zuerst habe ich das Ding gar nicht bemerkt', erzählt die 18-jährige Johanna aus Marktoberdorf. Doch das kleine Anhängsel an ihrem Hals schwoll an. Diagnose: Zeckenstich. 'Derzeit kommen viele Menschen zu mir in die Praxis', berichtet Dr. Hans Weinert, Allgemeinarzt in Obergünzburg. Viel mehr Menschen als noch im Vorjahr würden von den Blut saugenden Parasiten gestochen. Doch nicht alle Zecken sind gefährlich und übertragen Krankheiten. Das Gesundheitsamt im Ostallgäu stellt fest: In den vergangenen fünf Jahren wurde im Ostallgäu keine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gemeldet. 'Die FSME ist eine Viruserkrankung und führt zur Gehirn- oder Gehirnhautentzündung', erklärt Dr. Johann Gundel, leitender Medizinaldirektor im Gesundheitsamt. Seit dem 1. Januar 2001 ist das FSME-Virus meldepflichtig durch das Labor. Obwohl das Ostallgäu kein Risikogebiet ist, sollten die Menschen dennoch gewarnt sein. Denn wer im Urlaub zum Beispiel in die Steiermark, nach Tschechien oder in den Bayerischen Wald fährt, befindet sich auf gefährlichem Terrain. (siehe auch weiteren Bericht). Wer also in einem dieser Orte war und wieder daheim im Ostallgäu eine Zecke am Körper entdeckt, der sollte sich vorsorglich in ärztliche Behandlung begeben. 'Die Zecke muss so schnell wie möglich entfernt werden', appelliert Gundel. Wer in die Risikoländer in die Ferien fährt, dem empfiehlt der Mediziner zudem eine Schutzimpfung. Doch es dauert etwa drei Wochen, bis diese Impfung wirkt. Neben der FSME wird auch die so genannte Borreliose, eine bakterielle Erkrankung, von Zecken übertragen. Sie tritt etwa 50- bis 100-Mal öfter in Deutschland auf als die FSME. Wenn sich nach dem erfolgreichen Entfernen einer Zecke nach 1-4 Wochen eine runde Rötung an der Einstichstelle zeigt, dann sei Verdacht auf Borreliose gegeben, so der Mediziner. Und die müsse unbedingt mit Antibiotika behandelt werden. 'Es gibt eine neue Empfehlung, nach jedem Zeckenstich den Patienten zwei Tage lang mit einem Antibiotikum zu behandeln', berichtet Allgemeinarzt Dr. Weinert. Zudem rät auch er, eigentlich bei jedem Zeckenbiss den Arzt zu konsultieren. 'Viele entfernen die Zecke selbst daheim, der Kopf bleibt drin und ich muss ihn in der Praxis mit meiner Zeckenzange entfernen', erzählt Weinert.
Impfung zahlt die Krankenkasse Weinert glaubt zudem, dass sich die FSME -Gebiete immer mehr vergrößern. Dieses Phänomen beobachteten anscheinend auch die Krankenkassen. Sie bezahlen jetzt jedem die Schutzimpfung. 'Vor vier Wochen übernahmen die Kassen die Impfung gegen FSME nicht für Menschen, die in keinem Risikogebiet leben', weiß der Allgemeinarzt. Wer als Ostallgäuer beispielsweise nach Österreich oder Lettland, ein Land mit dem höchsten Infektionsrisiko in Europa, in den Urlaub fuhr und sich gegen FSME impfen lassen wollte, der musste dies aus eigener Tasche bezahlen. i Weitere Auskünfte zu Risikogebieten erteilt das Gesundheitsamt Ostallgäu unter Telefon 08342/9