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Beim Tanzen hats vor 60 Jahren gefunkt

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Beim Tanzen hats vor 60 Jahren gefunkt

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    Sonthofen (vk). Beim Tanz in einem Göttinger Hotel hats gefunkt: Da sah der schneidige Kavallerist aus Rathenow (Brandenburg) einer hübschen Deern aus Glückstadt bei Hamburg tief in die Augen. Fünf Jahre später waren die beiden verheiratet. Heute, sechs Jahrzehnte danach, sind sie es immer noch: Erika und Willi Döbbelin aus Sonthofen feiern in diesen Tagen ihre diamantene Hochzeit. Ein flottes Paar, meint Bürgermeister Hubert Buhl anerkennend, nachdem er bei seinem Gratulationsbesuch einen Blick auf ein altes Hochzeitsfoto geworfen hat. Wie heute, fügt er dann galant hinzu. Erika und Willi Döbbelin, 88 und 83 Jahre alt, aber beide mindestens zehn Jahre jünger aussehend, strahlen. Und sie versichern einstimmig, dass sie in fünf Jahren die eiserne Hochzeit feiern wollen. Diamant-Bräutigam Willi setzt noch eins drauf: Ich will es den Heesters nachmachen und 100 Jahre alt werden!Als die beiden vor 60 Jahren in Glückstadt zum Traualtar schritten, befand sich Deutschland mitten im Krieg. Willi, damals an der Front in Russland, hatte für 14 Tage Heimaturlaub und ein besonderes Hochzeitsgeschenk im Gepäck: Er brachte Läuse mit.

    Doch es wurde trotzdem ein schönes Fest. Erikas Eltern betrieben einen Lebensmittelgroßhandel und hatten getauscht, was zu tauschen ging, um der Tochter einen schönen Stoff aus weißer Seide - für das Hochzeitskleid kaufen zu können. Willis Vater wiederum, der als Polizist gute Beziehungen zu den Bauern hatte, sorgte mit einer Schar Hühner für den Festschmaus: ein köstliches Hühnerfrikassee. Zwei Jahre darauf wurde Sohn Rolf geboren, fünf Monate später kehrte der Vater aus der Gefangenschaft zurück. 1956 wurde der Berufssoldat nach Sonthofen versetzt, nach einem Jahr folgten Ehefrau Erika und die beiden Söhne. Der Rolf habe sich anfangs etwas schwer getan, berichtet seine Mutter, der 13-Jährige habe in der Schule seine Kameraden nicht recht verstehen können. Doch die Verständigungsschwierigkeiten wurden schnell beigelegt, denn heute ist Rolf Döbbelin Chef der Sonthofer Fasnachtszunft Die Eltern freuen sich, dass die Kinder und die drei Enkel in der Nähe wohnen so sind gegenseitige Besuche fast an der Tagesordnung. An den Wochenenden unternehmen Erika und Willi Döbbelin oft kleine Spritztouren zum Beispiel an den Bodensee oder ins Tannheimer Tal. Während sich der Ehemann unter der Woche gern um die Einkäufe kümmert, ist Erika glücklich, wenn sie ein Buch in der Hand hat: Ich bin krank, wenn ich nicht lesen kann.

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