Wiggensbach (scs). - 'Tsukahara' ist nicht etwa ein japanisches Sushi-Gericht oder ein afrikanischer Wüstenfilm. Wer den 'Tsukahara' schafft, muss fast ein Profi in der Turn-Disziplin Sprung sein und eine Radwende mit anschließendem Rückwärtsalto beherrschen - wie die Turner der Turngemeinschaft (TG) Allgäu und des TSV Pfuhl am Samstag in der Wiggensbacher Schulturnhalle. Die jungen Männer zeigten beim zweiten Landesliga-Vorkampf ihr Können am Boden, Pferd, Ringe, Sprung, Barren und Reck. Dabei unterlagen die Allgäuer den Gästen mit 140,60 zu 147 Punkten. 'Die Sprünge waren Kunstturnen auf höchstem Niveau, vergleichbar mit einer Weltmeisterschaft oder Olympiade', meint Andreas Pixner. In langer Trainingshose und Pullover sitzt er neben den Geräten und beobachtet jede Bewegung seiner Turnkollegen, die aus Wiggensbach, Kempten, Sonthofen und Landsberg kommen. Stimmen Präzision, Kraft, Haltung und Beweglichkeit, vergeben die Wertungsrichter zwischen acht und neun Punkten. 'Die Höchstpunktzahl von zehn erreichen nicht einmal mehr Olympia-Teilnehmer', weiß Pixner. Mucksmäuschenstill wird das Publikum, als Stefan Hochenauer von Trainer Friedhelm Schuster an die Ringe gehoben wird. Konzentriert zieht der mit 30 Jahren älteste Turner der TGA sein Körpergewicht nach oben. Mit aller Kraft hebt er die Arme gestreckt waagrecht nach außen. Wenige Sekunden und sie beginnen leicht zu zittern. 'Der Kreuzhang ist eine der kraftaufwändigsten Übungen', erklärt Pixner professionell. 'Das gibt die schönen V-Oberkörper', lacht er.
Mit Dehnübungen macht Pixner selbst seine Muskeln langsam wieder warm, denn am Reck ist er an der Reihe. 'Es dürfen immer nur fünf an einem Gerät turnen, die besten drei werden in die Wertung genommen', erklärt der 26-jährige Sportstudent aus Kempten. Die beiden Wertungsrichter schauen genau, ob auch bei jeder Übung die vorgegebenen Teile geturnt werden. Zusätzlich darf jeder noch eigene Varianten einbauen. Andreas Pixner hat den zweiten Vorkampf der TG Allgäu in Wiggensbach organisiert. Nach einem Sieg in Nördlingen vor zwei Wochen mussten die Allgäuer Turner gegen Pfuhler eine Niederlage einstecken. 'Wir haben das Seitpferd klar verloren, aber bei den anderen Geräten war es knapp', sind sich die neun Turner einig. Noch ist nichts verloren. Es steht im November noch ein Wettkampf gegen Buttenwiesen (bei Dillingen) an, bevor die sechs besten Mannschaften aus West- und Oststaffel um den Meistertitel in der Landesli-ga, die vierthöchste Liga in Deutschland, turnen. 'Vier Jahre nach unserer Gründung 1987 waren wir nahezu ohne Unterbrechung Landesliga-Meister', erinnert sich Helmut Roike, der Präsident der TG Allgäu noch gut. 'Aber nach der Einheit kamen die guten Turner aus dem Osten und wenn man dann gegen einen Andreas Wecker antreten muss, hat man einfach keine Chance.' Der ehemalige Turner ist heute zusammen mit Teamleiter Friedhelm Schuster vom TVK Kempten Trainer und Betreuer der 18 Aktiven und 18 Schüler der TG Allgäu. Seine Schützlinge trainieren ein bis zwei Mal die Woche gemeinsam in Kempten oder Marktoberdorf. 'Zusätzlich müssen die Turner in ihrem jeweiligen Heimatverein mehrere Stunden die Woche trainieren', sagt Schuster, der früher als Kunstturner Erfahrungen im Nationalteam gesammelt hat. Die besten Allgäuer Einzelturner: 2.: Andreas Ledermüller (45,70 Pkt.), 3.: (2X) Uli Benker und Daniel Strobel (beide 39,00 Pkt mit fünf Geräten)