Memmingen (kth). Ein Gebäude feiert Geburtstag: Seit 50 Jahren hat die AOK-Direktion Memmingen ihren Sitz in dem 1956 erbauten Verwaltungs- und Servicetrakt an der Hopfenstraße. Beim Festakt vor etwa 70 geladenen Gästen wurden in Reden und Betrachtungen sowohl die infrastrukturellen Notwendigkeiten als auch die historischen Meilensteine wie die Wandlung von der Allgemeinen Ortskrankenkasse zur 'Gesundheitskasse' (1988) und der Wegfall der Selbstverwaltung beleuchtet. Letzterer war die Folge der Fusion aller 39 selbstständigen bayerischen AOK-Geschäftsstellen zur AOK Bayern.
In den Erinnerungen von Franz Epple und Heinz Kaltenbrunner als Mitglieder der Vertreterversammlung spielte dieser Aspekt eine kritische Rolle. Im Nachhinein müsse man aber diesen Einschnitt als eine 'insgesamt notwendige und positive Maßnahme' bezeichnen.
Der ehemalige Direktor Albert Wenninger bestätigte diese Einschätzung, wenngleich er sich 'glücklich schätze', nur ein paar Monate vor seinem Ruhestand damit konfrontiert gewesen zu sein. Er setzte sich kritisch mit dem 'gestiegenen und teilweise überzogenen Anspruchsdenken' auseinander und erinnerte sich an eine Episode, in der ein Versicherter den finanziellen Ausgleich für den Kauf einer Perücke forderte.
Neben Wenninger nahmen auch die Ehemaligen Erwin Nägele, Manfred Kaiser und Günter Schober am Festabend teil.
Die seit September 2004 amtierende Direktorin Christine Kuhn-Fleuchaus begründete in ihrem Rückblick die Notwendigkeit des Neubaus an der Hopfenstraße. Bis 1956 sei die AOK Memmingen in der Bahnhofstraße (jetziger Rex-Palast) untergebracht gewesen und habe rund 6000 Versicherte betreut.
Auf Grund der 'vielfach gestiegenen Versichertenzahl' - aktuell betreut die Direktion Memmingen knapp 90 000 Versicherte - hätten sich seinerzeit 'unzumutbare Verhältnisse' ergeben.
Zitat
Sicher wäre Bismarck hier stolz auf uns.}
AOK-Direktorin Christine Kuhn-Fleuchaus zur Gesundheitsvorsorge ihrer Krankenkasse
Die 'rasante technische Entwicklung' sei unter anderem die Ursache für weitere Maßnahmen gewesen, wie für den Abriss der Schalterhalle und für die Erweiterung und den Umbau 1979. Auf die Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung eingehend, spannte Kuhn-Flechaus den weiten Bogen von der Gründung im Jahr 1883 durch Reichskanzler Otto von Bismarck bis zur gegenwärtigen Diskussion um Gesundheitsreformen.
Kuhn-Flechaus bezeichnete die 'Gesundheitskasse AOK' dabei als 'führende Anbieterin der Gesundheitsvorsorge schlechthin'.
Der Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, Dr. Helmut Platzer, setzte sich in seinem Grußwort kritisch mit der Gesundheitsreform auseinander. Das vorgesehene Wettbewerbs-Stärkungsgesetz schaffe letztlich nicht mehr Wettbewerb. Im Gegenteil: 'Das zarte Pflänzchen Wettbewerb wird mit beiden Beinen in den Boden getreten.'
Ähnlich äußerte sich Memmingens Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, der diese Art von 'Wettbewerbs-Ideologie' als 'Weg in die falsche Richtung' bezeichnete.