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Beim Herkules-Tag suchen Männer Kräuter nur für sich

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Beim Herkules-Tag suchen Männer Kräuter nur für sich

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    Görisried (jbs). 'Aktive Gesundheitsvorsorge geht nicht nur die Frauen an, oder?,' fragt sie leicht provozierend mit einem Augenzwinkern in die mehr als ein Dutzend starke Männerrunde. Ihr langes Haar verweht der Wind. Natürlich ist Vorbeugen besser als Heilen, denken die sich wahrscheinlich, deshalb waren sie ja auch zum 'Herkules-Tag' erschienen und wandern erwartungsvoll mit Kräuterhexe Dorothea zwei Stunden bei Görisried durch Flur und Wald - auf der Suche nach der grünen Apotheke für 'Männergschichtle'. 'Ihr dürft Euch die Heilkräuter selbst sammeln und graben', verspricht sie und reicht dazu zwei Hirschgeweihe. Denn Heilkräuter seien nur wirklich wirksam, wenn sie nicht mit Metall in Berührung kommen. Holz oder Horn müsse es zum Ausgraben und Bearbeiten sein.

    Der Mensch und seine Seele 'Ich war schon immer Kräuterhexe, der Natur zugewandt', erklärt Dorothea voller Stolz, während ihre Finger suchend nach dem 'Frauenmäntele' greifen, das eigentlich ein 'Männermäntele' sei. Das wirke als Genitaltonikum für Männer. Von den älteren Kräuterkundigen im Alpengebiet werde es auch zur Erhaltung der Potenz geschätzt. 'Kräuterhexen sind wissende Frauen und sie können mehr als Kräuterweible. Sie verstehen die Seele der Pflanze genau wie die Seele des Menschen. Und sie fügen beides zusammen.' Immer wieder erläutert sie während des Laufens und des Suchens den Männern den Sinn des Sammelns: 'Unsere Kräuter haben unser Strickmuster. Deshalb helfen sie uns.' Sie habe das alte Heilwissen geerbt, sagt sie, weitergegeben von Generation zu Generation. Von der Heilkräuterkundigen Maria Treben zum Beispiel kenne sie die Wirkung des 'kleinblütigen Weidenröschens'. Vom Johanniskraut gebe es 600 Arten, allein neun davon in Deutschland. Während einige Kräuterwanderer würzigen wilden Broccoli kosten, erwähnt sie noch ihr Tun als Wanderführerin der Sebastian-Kneipp-Akademie. Wie selbstverständlich untersuchen die Männer ein altes, ehemals indianisches Heilkraut, das bei uns überall in größeren Mengen wächst, den Wasserdost, auch bekannt als Kunigundenkraut. Schon die Indianer hätten sich mit dem Wurzelkauen in Stimmung gebracht. Eine Wurzel, die der Manneskraft auf die Sprünge helfen soll, sei auch der Nelkenwurz oder der Bärlapp als Tee zubereitet oder das Zinnkraut, der Ackerschachtelhalm. Vor staunenden Gesichtern erklärt die Kräuterhexe ganz begeistert ebenfalls die stimulierende Wirkung der Brennnesselsamen. Dem römischen Dichter Ovid hätten sie zu 'wundervollen Genüssen' verholfen. Kräuterhexe Dorothea versteht sich als Botschafterin der Gesundheit. Sie appelliert, bewusst und liebevoll mit sich und seinen erkrankten Organen umzugehen. Aufmerksam und interessiert stellen die Männer immer wieder Fragen, wie die Pflanzen zu genießen seien. Vor wunderschönen kraftvollen Eschen bittet sie die Runde zum Verweilen, zum Kraft tanken, fordert zum Kontakt mit der Erde auf. Das beruhige. Mancher schaut skeptisch, als die Rede auf das Pendeln kommt. Pendeln sei eine Methode heraus zu finden, wohin der Körper sich neige, zu welchem Kraut er passe. Irgendwann ist der Kopf voll gestopft mit Eindrücken, mit Erkenntnissen, sich in Einklang mit der Natur zu bringen. Der 'Wiesndudler' lockt am Ende der Kräuterwanderung, der gebraute Wiesenbärenklau (heracleum sphondylium). Dazu gibt es wilde Nudle, die selber über offenem Feuer zubereitet werden, obendrein Rezepte und die Überlegung, wenn ein Garten vorhanden ist, Sellerie und mehr Petersilie als Potenzmittel anzubauen

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