Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Beichte: Keine Strafe, sondern Befreiung

Allgäu

Beichte: Keine Strafe, sondern Befreiung

    • |
    • |

    Buchloe/Kaufbeuren (wid/ham). - 'So spreche ich dich los von deinen Sünden - im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.' Wenn der Pfarrer nach der Beichte diese Worte spricht, fühlt sich der Gläubige meist erleichtert und befreit. Durch die Beichte, Sakrament der Versöhnung, erfährt der katholische Christ, dass seine Sünden vor Gott vergeben sind. Dennoch steigt scheinbar nur noch eine Minderheit der katholisch Getauften zum Schuldbekenntnis in den hölzernen Beichtstuhl. Gerade für Jugendliche scheint die Beichte in der Kirche meist kein Thema mehr zu sein. Vor allem Jugendliche sind - abgesehen von festen Beichtterminen wie etwa während der Kommunions- und Firmungsvorbereitung oder bei bestimmten Beichttagen in der Schule - kaum noch für ein Schuldbekenntnis vor dem Pfarrer zu begeistern. 'Die meisten brauchen schon einen bestimmten Anlass, eine konkrete Gelegenheit', hat der Kaufbeurer Regionalseelsorger Richard Dick beobachtet. 'Schlangen vor den Beichtstühlen wie früher gibt es nicht mehr', weiß auch der Buchloer Stadtpfarrer Dekan Reinhold Lappat. Gerade im Hinblick auf das Osterfest zu Ehren Jesu Auferstehung stellt das Sakrament der Beichte in der Karwoche jedoch ein wichtiges Element des katholischen Kirchenlebens dar. 'Den Menschen, die sich dafür Zeit nehmen, ist das ein Anliegen. Man spürt momentan eine intensive Vorbereitung auf das Osterfest', so Lappat weiter. Die Beichte habe sich stark verändert, sei bodenständiger geworden und nicht mehr so formal, erklärt der Stadtpfarrer. Die meisten Menschen kämen, um sich etwas von der Seele zu reden - gerade Jugendliche. Regelmäßig suchten Gläubige ein solches Gespräch mit ihm, um ihre Sünden zu bekennen oder einfach nur über Sorgen und Probleme zu reden. Dass lange Schlangen vor dem Beichtstuhl ausbleiben, bedauert Lappat nicht sehr. Seiner Meinung nach sind die Beichtgespräche dafür intensiver und ehrlicher geworden, und nicht mehr so sehr einem Zwang unterworfen, wie es früher oft der Fall gewesen sei. Bußgottesdienste, das Gebet vor der Kommunion, der Bußakt in der Messfeier und caritative Tätigkeiten sind in den Augen von Jakob Rohrmayr, Pfarrer in Weicht, weitere sühnende Akte. Für Rohrmayr gehört es zur Lebenskultur eines bekennenden Christen, mehrmals im Jahr die Beichte aufzusuchen. 'Ich finde es schade, dass diese innere Kultur irgendwie kaputtgeht, denn man legt sich selbst gegenüber zu wenig Rechenschaft ab.' Sein Wunsch: Die Beichte als Vorbereitung auf Ostern zu nutzen und vor Gott zu bekennen, was irgendwie schiefgelaufen ist.

    Anderer Umgang mit Schuld 'Gerade Jugendliche gehen mit Schuld anders um. Viele spüren sehr wohl: 'Hier muss ich umkehren'', beschreibt der Buchloer Stadtpfarrer Lappat das sich ändernde Beichtverhalten. Viele Menschen, die nicht das Gespräch suchten, sagten sich wohl: 'Das mache ich selbst mit meinem Gott aus.' Aber es sei auch Stütze, jemanden zu haben, der einfach nur da sei und dem man vertrauen könne. Dem Seelsorger verleiht die Tatsache Auftrieb, einem Menschen sagen zu können, das 'Bündel' abzulegen, das er mit sich herumträgt. Das sei nicht immer einfach, denn auf jeden Menschen müsse man sich neu einstellen und Lappat weist darauf hin: 'Die Beichte ist keine Strafe, sondern möchte befreiend wirken.' Außerdem ist die Beichte nicht die einzige Möglichkeit für Gläubige, mit der Kirche oder Gott in Verbindung zu treten. 'Zum Beispiel bei den Orientierungstagen in der Schule, da entwickeln sich eher Kontakte, da kann man den Jugendlichen ohne Worte sagen: ,Ich bin da, wenn du mich brauchst'', erzählt Regionalseelsorger Richard Dick von seinen Erfahrungen. Im Hinblick auf die Ehrfurcht vor Gott und dem Bestreben, seinen Mitmenschen gerecht zu werden, ist die Beichte für den Weichter Pfarrer Rohrmayr essentiell, denn: 'Auf zwei Beinen kann man leichter stehen, als auf einem.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden