Kaufbeuren(evb). Vor fünf Jahren löste der Euro in vielen europäischen Ländern die nationale Währung ab. Seither wurden seine Vor- und Nachteile rege diskutiert. Mittlerweile haben sich Geschäftsleute und Verbraucher in Kaufbeuren an das neue Zahlungsmittel gewöhnt. Aber bei teurer Ware rechnen dennoch viele Käufer in D-Mark um.
'Eigentlich denke ich bereits in Euro', meint Sandra Kobold. Und gerade wenn sie in den Urlaub fährt, genieße sie es, nicht mehr wechseln zu müssen. Manche Artikel seien aber mit der Euroeinführung deutlich teurer geworden. 'Jedes Mal, wenn wir mit unseren Kindern Pizza essen gehen, fällt mir auf, dass in der Gastronomie deutlich aufgeschlagen wurde', klagt sie. Ihr Mann, Martin Kobold, kritisiert auch, dass einige Cent-Münzen schwer auseinander zu halten seien. 'Bei schlechten Lichtverhältnissen habe ich Probleme 20- und 50-Cent-Stücke zu unterscheiden', sagt er.
Heidi Wiedemann hat sich mittlerweile mit dem Euro angefreundet. 'Nur wenn mir etwas sehr teuer vorkommt, rechne ich noch um', erzählt die Hausfrau. Sie würde auch nicht vom 'Teuro' sprechen. 'Die Preise wären auch ohne den Währungswechsel gestiegen', vermutet sie. Und sparsam sei sie ohnehin schon immer gewesen.
'Dass viele Menschen sparen müssen, hängt mit anderen Faktoren zusammen. Da ist nicht der Euro schuld', meint auch Irene Hofmann, Geschäftsführerin eines Schuhladens. Kunden, die in D-Mark umrechnen, habe sie nur noch selten.
Juwelier Hans Gröger findet sogar, die D-Mark gerate allmählich in Vergessenheit. Und auch eine Veränderung des Käuferverhaltens konnte er seit der Einführung am 1. Januar 2002 nicht feststellen. 'Es wird genauso viel Geld ausgegeben, wie vor dem Währungswechsel. Die meisten Kunden zahlen sowieso nicht bar, sondern mit EC-Karte', berichtet er.
Angelika Zajicek machte bei ihren Kunden andere Erfahrungen. Die Ladeninhaberin eines Glas- und Porzellanwarengeschäfts beobachtet, dass die Menschen seit dem Euro gezielter einkaufen. 'Spontankäufe sind seltener geworden', findet sie. Und gerade höhere Preise werden immer noch in die alte Währung umgerechnet. 'Meist sind es ältere Leute, die sich noch an D-Mark-Werten orientieren', meint sie.
Skeptiker wurden überzeugt
Ralf Bomheuer, Marketing-Leiter bei der Raiffeisenbank Buchloe-Kaufbeuren-Marktoberdorf, erklärt: 'Gerade bei größeren Anschaffungen wird nach wie vor in D-Mark gerechnet, um eine verlässliche Relationsgröße zu haben.' Dabei sei auch die Euro-Teuro-Thematik noch fest in den Köpfen verankert. Der Umgang mit der neuen Währung bereite aber kaum mehr Schwierigkeiten.
'Der Euro ist mittlerweile eine sehr stabile Währung', betont Erhard Strinzel von der Sparkasse Kaufbeuren. Deshalb, so vermutet er, sei auch anfängliches Misstrauen mittlerweile verschwunden. 'Der Euro hat sich als Währung etabliert', lautet sein Fazit. So sieht das auch Markus Korbelius, Leiter der Deutschen Bank Kaufbeuren-Bad Wörishofen. 'Bei der Euroeinführung gab es noch viele Skeptiker. Aber das hat sich mittlerweile gelegt', sagt er.