Kempten (mr). - Es war am Samstag in der Kemptener Bigbox gegen 22.45 Uhr: Die knapp 1500 Zuhörer standen auf, schwenkten mit den Armen und sangen begeistert den Refrain des Schürzenjäger-Kultliedes 'Sierra Madre'. Erinnerungen wurden wach an ähnliche Szenen in ARD und ORF, als die Schürzenjäger 2003 bei ihrem Sommer-Openair in Finkenberg mit 40000 Fans ihren 30. Geburtstag feierten. Was ließ die Fans in Kempten die 'Schürzenjägerzeit' attraktiv erscheinen? Vielleicht war es wirklich die Erfolgsrezeptur, von der Bandleader und Sänger Peter Steinlechner, der Spitzbärtige mit Dauerhut, gerne predigt. 'Unsere Musik ist eine Botschaft für die Menschlichkeit.
Mal gefühlvoll, mal witzig-frech, mal sehr nachdenklich, manchmal auch voller Ironie.' Steinlechner lobte die Kemptener Halle über den grünen Klee und machte auch rasch beim weiblichen Geschlecht Punkte: 'Es sind so viele nette Mädels hier!' Und deshalb sang er gefühlvoll: 'Wenn du meine Rose bist.' Ihre Heimatgefühle vermittelten die Schürzenjäger mit 'Dahoam is Dahoam' oder auch mit dem 'Zillertaler Hochzeitsmarsch', der die Fangemeinde enorm in Schwung brachte. Schlagzeuger Patrick Cox hat viel Rockiges in die Gruppe gebracht. Als er und Alfred Eberharter junior, der Sohn des Schürzenjäger-'Dinosauriers', mal einige heftige Schlagzeug-Soli demonstrierten, waren die meisten Zuhörer - von jung bis gepflegtes Mittelalter - hellauf begeistert. Die Schürzenjäger, die sich seit langem für Benachteiligte einsetzen und seit sechs Jahren auch Botschafter des UNO-Flüchtlingswerks sind, wirkten locker genug, um sich auch selbst der Ironie auszusetzen. 'Langsam lern i, mit mir zu leb'n' intonierte Bandleader Peter Steinlechner, der sich mit dem früheren Ehrgeiz auseinander setzte, überall der Erste und Beste sein zu wollen. Jetzt sind es jedoch mehr die Visionen, mit denen die Band, mittlerweile überwiegend deutsch besetzt, an die Öffentlichkeit tritt. Die Vision vom Frieden und von immersatten Kindern auf dem Globus, der sich auf der Leinwand hinter der Bühne drehte, bewegte die Gruppe auch bei der zweiten und letzten Zugabe: 'Wir alle sind Engel füreinander,' sangen die Musiker a capella, und ein kräftiger Schlussapplaus war ihnen damit sicher - obwohl so manche Konzertbesucher lieber etwas weniger Lautstärke bevorzugt hätten, um damit die sinnreichen Texte besser verstehen zu können.