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Bei minus fünf Grad ist endgültig Schluss

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Bei minus fünf Grad ist endgültig Schluss

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    Straßenbauarbeiter kämpfen gegen Kälte, Nässe und Autofahrer Grünenbach Kalt ist es. Kalt und feucht. Das macht die Sache nicht einfacher. 'Wenn der Frost einsetzt, ist es schlecht', meint Kapo Rudolf Pietschmann. Nicht wegen ihm und seiner Leute - die sind Kälte gewohnt. Aber die Sanierung der Ortsdurchfahrt von Grünenbach käme dann ins Stocken. Die Baustelle ist eine der größten, die derzeit im Westallgäu läuft..

    Seit sieben Wochen sind der Vorarbeiter und seine Kollegen hier am Werk. Die alte Straße, die 'war fertig'. Mit ein bisschen Asphalt war da nichts mehr zu retten. Also gab´s auf diesem Teilstück die große Lösung: Straßenbelag, Bürgersteig und gepflasterte Flächen auf einer Länge von 220 Metern komplett neu. Und wenn die Straße eh schon aufgerissen ist, wurden gleich noch neue Kanalrohre verlegt. Gut ein halbes Dutzend Bauarbeiter schaffen am Hauptstück. Insgesamt kostet die Sanierung laut Straßenbauamt 767000 Euro und dauert bis nächsten Sommer. Je länger man das Treiben in Grünenbach beobachtet, desto mehr kriecht die nasse Kälte unter den Mantel, lässt die Finger erstarren, die den Stift halten. Rudolf Pietschmann ist ungerührt: 'Für uns ist das jetzt noch nicht kalt.' Nicht einmal eine lange Unterhose habe er an. Mehr als den Menschen würde Frost dem Material zusetzen. Sobald die Temperatur unter die Nullgradgrenze fällt. Beton kann nicht mehr richtig aushärten, das Wasser darin gefriert, der Beton zerbröselt. Und Kies friert zu einer festen Masse zusammen. Ein paar Tricks haben Pietschmann und seine Männer aber auf Lager. So kann das einbetonierte Pflaster mit einer Thermofolie abgedeckt werden. Weil der Beton selbst beim Aushärten warm wird, gibt´s keinen Frostschaden mehr. Zähne zusammenbeißen Aber bei weniger als minus fünf Grad ist endgültig Schluss. Auch für die abgehärteten Männer auf der Baustelle wird´s dann ungemütlich. Selbst die gefütterten Arbeitshandschuhe helfen dann nicht mehr viel, so Pietschmann. Wenn Väterchen Frost sich so richtig im Westallgäu eingenistet hat, geht´s runter an den Bodensee. Dort, einige hundert Meter tiefer am milden Gewässer hat´s die Kälte schwerer und an Baustellen kann auch im Winter gearbeitet werden. Am ekligsten, erzählt der 37-jährige Lindenberger, sei Kälte zusammen mit Regen. Denn die knallgelbe Schutzkleidung hält nicht ewig dicht. Das heißt, alle paar Stunden ab in den beheizten Bauwagen, raus aus der durchnässten Garnitur und rein in eine trockene. Natürlich gebe es Momente, in denen er die Vorteile eines Schreibtisches in einem warmen, trockenen Büro schätzt, so der gelernte Heizungsbauer. Aber hier draußen, mit seiner eigener Hände Arbeit etwas Bleibendes zu schaffen, 'das macht Spaß, weil man auch selber was gestalten kann'. Die Männer in Grünenbach haben nicht nur mit dem Wetter zu kämpfen. Ein Autofahrer kurbelte einmal, genervt von den Ampeln an der Baustelle, sein Fenster herunter: Er schaue hier schon seit Wochen zu und nichts gehe voran. Ein Einzelfall, aber trotzdem. Auf solche Vorurteile reagieren die Männer wie auf schlechtes Wetter: Zähne zusammenbeißen und weiterarbeiten.

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