Oberallgäu (rh). - 60 Prozent der Tierwelt Bayerns sind in ihrem Bestand bedroht. Auch im Allgäu gelten zahlreiche Arten als gefährdet. Reinhold Faulhaber vom Bund Naturschutz Kempten-Oberallgäu stellt etliche dieser seltenen Exemplare vor. Heute: der Warzenbeißer. Nomen est omen: Wegen ihrer kräftigen Kiefer ließ man sich von dieser großen Heuschreckenart früher tatsächlich die Warzen abbeißen. Die ätzende Wirkung ihrer Darmsäfte sollte zugleich ein Nachwachsen der lästigen Hautgebilde verhindern. Vorsicht also beim Fangen der sprunggewaltigen Tiere, deren Weibchen über vier Zentimeter lang werden können: Sie wissen sich zu wehren. Außerdem verlieren sie beim Fang oft die Sprungbeine. Diese können sie wie alle Heuschrecken bei 'Feindkontakt' an vorgeformten Bruchmembranen abwerfen.
Die Beine zucken bisweilen noch, um Fressfeinde wie den Rotrückenwürger abzulenken. Zu finden ist der Warzenbeißer vor allem in Streuwiesen, die in Kontakt zu trockenen Böschungen stehen. Denn er benötigt beides: Feuchtwiesen für die erwachsenen Tiere und trockene Bereiche für die Entwicklung der Eier. Im Oberallgäu ist diese Art noch relativ häufig anzutreffen. Bedeutende Vorkommen liegen in den Alpentälern, im Rottachmoos, im Kempter Wald und beim Widdumer Weiher. Warzenbeißer fressen kleine Insekten, Würmer, Aas und Pflanzenteile. Die Männchen lassen ihren Gesang nur bei Sonnenschein erklingen. Er besteht aus einer Kette immer dichter aneinandergereihter, sehr scharfer 'Zick'-Laute. Die Weibchen erkennt man an ihrer gebogenen Legeröhre, mit der sie Eier einzeln im Boden versenken. Diese entwickeln sich eineinhalb Jahre im Boden, ehe das Larvenstadium mit zahlreichen Häutungen beginnt. Hilfe für den Warzenbeißer bieten etwa Erhalt und bessere Vernetzung von extensiv genutzten, kurzgrasigen Bergwiesen, Feuchtwiesen und Trockenrasen.