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bei Dr. Johann Gundel, Gesundheitsamt Ostallgäu

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bei Dr. Johann Gundel, Gesundheitsamt Ostallgäu

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    Marktoberdorf/Ostallgäu(vit). - Nach vier schweren Meningitis-Erkrankungen hat das Gesundheitsministerium für vier Oberallgäuer Gemeinden eine Meningokokken-Schutzimpfung angeordnet. Besorgt fragten nun viele Bürger beim Ostallgäuer Gesundheitsamt nach, warum hier auf eine Impfung verzichtet wurde. Denn auch im Ostallgäu und Kaufbeuren gab es in den vergangenen Monaten mehrere Meningitisfälle. Wir sprachen darüber mit Dr. Johann Gundel, Leiter des Gesundheitsamtes für das Ostallgäu mit Kaufbeuren. Warum wurde im Ostallgäu keine Impfung angeboten? Dr. Gundel: Es gibt verschiedene Serotypen von Hirnhautentzündungen, die durch Meningokokken (Bakterien) verursacht werden. Zu 70 Prozent tritt in Deutschland der Erreger-Typ B auf, zu 30 Prozent der Typ C. Der tragische Tod eines 18-Jährigen Marktoberdorfers im Februar war auf einen Erreger vom Typ B zurückzuführen. Doch gegen den B-Erreger gibt es generell keinen Impfstoff. Die vier Fälle im nördlichen Oberallgäu wurden hingegen durch einen Erreger vom Typ C verursacht. Ebenso wie zwei Fälle im Ostallgäu und Kaufbeuren in den vergangen Monaten. Doch beim Typ C gibt es nochmals sehr verschiedene Untertypen.

    Kostenlose Impfung Trat im Ober- und Ostallgäu dann der gleiche Erreger auf? Dr. Gundel: Die Fälle wurden im Nationalen Referenzzentrum für Meningitis (NRZ) an der Uniklinik Würzburg untersucht. Doch die genaue Diagnostik dauert bis zu drei Wochen. Fest steht nun aber, dass im Oberallgäu und im Ostallgäu unterschiedliche Untertypen des Serotyp C die Krankheit auslösten. Da bei den vier Oberallgäuer Fällen ein identischer gefährlicher Untertyp die Erkrankungen verursachte, entschied sich das Ministerium in Absprache mit dem NRZ und dem Landratsamt Oberallgäu für die Impfung in den Gemeinden Altusried, Dietmannsried, Haldenwang und Wiggensbach. Die Kosten für diese Impfung übernimmt dann der Freistaat Bayern. Im Ostallgäu ist also keine Impfung nötig, obwohl die betroffenen Gemeinden an der Landkreisgrenze liegen? Dr. Gundel: Auch aus dem Ostallgäu erhielten einige Person, die engeren Kontakt zu den kranken Oberallgäuern hatten, eine Antibiotikumprophylaxe. In diesen Fällen besteht auch Impfmöglichkeit. Falls jemand aus dem Ostallgäu etwa in einem Kindergarten oder in einer Schule der betroffenen Gemeinden im Oberallgäu arbeitet, ist auch hier eine kostenlose Impfung denkbar. Dies sollte man aber auch vor Ort mit den Oberallgäuer Gesundheitsbehörden abklären. Eine Ansteckung ist ohnehin nur bei engem Kontakt möglich. Im übrigen leisten wir unseren Oberallgäuer Kollegen bei der Impfaktion für alle Personen unter 20 Jahren eine Amtshilfe durch eine Ärztin und einen Arzt aus dem Ostallgäuer Landratsamt. Wie beurteilen Sie das Meningitisrisiko in Ihrem Amtsbereich insgesamt?

    Unterschiedlicher Verlauf Dr. Gundel: Normalerweise geht man pro Jahr von einem Fall je 100000 Einwohner aus. Im Ostallgäu mit Kaufbeuren dürfte es bei 175000 Einwohnern jährlich also maximal zwei Fälle geben. Heuer sind aber bereits drei schwere Fälle aufgetreten. Wir stehen daher eng in Verbindung mit dem NRZ in Würzburg. Von den beiden Anfang April im Ostallgäu aufgetretenen Fällen ist ein Kind noch in der Klinik, das andere bereits entlassen. Der Verlauf der tückischen Krankheit ist insgesamt sehr unterschiedlich. In 'leichteren' Fällen beschränkt sich die Krankheit auf eine Entzündung der Hirnhäute. Bei den septischen Fällen gelangen die Meningokokken aber über das Blut in den ganzen Körper und diese Blutvergiftung kann letztlich zum Tod führen. Kritisch wird es, sobald es zu Hautblutungen kommt und rote sowie bläuliche Stellen in der Haut zu sehen sind. Dann muss man schleunigst ins Krankenhaus.

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