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Bei der Prozession hat der Pfarrer eine schwere Last zu tragen

Bad Hindelang

Bei der Prozession hat der Pfarrer eine schwere Last zu tragen

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    Bei der Prozession hat der Pfarrer eine schwere Last zu tragen
    Bei der Prozession hat der Pfarrer eine schwere Last zu tragen Foto: kerstin pÄtzold

    Am Donnerstagabend wird er (wieder) besonders gut schlafen. So wie jedes Jahr am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Dessen ist sich Karl-Bert Matthias schon heute sicher. Schließlich ist es nur allzu menschlich, dass auch ein Geistlicher nach mehreren Stunden mit einem halben Zentner auf den Schultern abends einigermaßen erschöpft ist. "Das merkt man dann schon", sagt der gebürtige Rheinländer und lacht. Es ist der Fronleichnamstag, an dem der Priester der katholischen Pfarreiengemeinschaft Bad Hindelang gleich drei Prozessionen anführt: Früh morgens um halb acht in Hinterstein, zwei Stunden später in Bad Hindelang und abends um 19 Uhr in Unterjoch trägt Matthias nicht nur prunkvolle Gewänder, sondern auch die Monstranz mit dem Leib Christi durch die Straßen. Eine "Last", die der 50-Jährige im wahrsten Sinne des Wortes gerne auf sich nimmt:

    "Es ist immer wieder ein besonderes Gefühl, mit dem Herrgott durch die Straßen zu gehen", erklärt der Geistliche im ernsten Ton. Schließlich werde damit demonstriert, dass Gott mitten unter uns ist. Seit acht Jahren tut Matthias das im Allgäu, ausgebildet und zum Priester geweiht wurde er 1991 in seiner Heimatstadt Köln. "Von da an durfte ich die Monstranz tragen" verrät er. Doch die sonnenförmige Statue mit dem gläsernen Einsatz für das eucharistische Brot sei im Kölner Dom lange "nicht so schwer" gewesen, wie in der Hindelanger St. Johannes-Kirche. Noch dazu habe er als junger Kaplan im Studium ein wenig getrickst, indem er sich während der mehrstündigen Prozession durch die Domstadt ein Holzbrett unter das Gewand schnallte: "In den Allgäuer Gemeinden ist der Gang zu vier Altären in den verschiedenen Himmelsrichtungen ein bisschen kürzer."

    Doch immerhin wiege das Hindelanger Schmuckstück aus Gold, Silber, allerlei Heiligenfiguren und bunten Edelsteinen acht Kilo. Weil die Monstranz so wertvoll sei, stehe sie das ganze Jahr über im Safe. Nur am Fronleichnamstag holt Mesnerin Elfriede Reng sie zum Vorschein. Reng ist es auch, die Matthias vor dem Umzug innerhalb weniger Minuten in die ebenso wertvollen wie schweren Gewänder hilft: Zuerst in die Albe, eine Art weißes Unterkleid, dann in das güldene Messgewand und schließlich in den bleischweren Rauchmantel. Die Monstranz wird am unteren Griff in die sogenannte Segensvelum, eine Art längliches Tuch, gewickelt. Selbst das wiegt einige Kilo und ist von großem Wert. Matthias: "Die Schwester des Bischofs Klemens Wenzeslaus hat sie um 1800 handgestickt, aus puren Goldfäden."

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