Von Reinhold Löchle, Oberthingau - Viele Firmen stehen vor großen Problemen, wenn die Eigentümernachfolge ansteht. Der Oberthingauer Unternehmer Wilhelm Grotz, der aus Altersgründen aufhören wollte, suchte über Anzeigen nach einem Nachfolger. Und wurde fündig, sogar ganz in der Nähe: Christof Freudling aus Westerried bei Kraftisried übernahm am 1. Januar die von Grotz gegründete Firma Growi, ein florierender Hersteller von Holzspaltern, Rührwerken und Hydraulikzylindern. Die von Grotz zusammen mit seiner Frau Gertrud im Jahr 1961 gegründete Firma Growi ('Grotz Willi') beschäftigt heute zehn Mitarbeiter. Sie hat zwei Hauptstandbeine: Die Produktion von Holzspaltern mit einer Druckkraft von 5,5 bis 30 Tonnen und die Herstellung von Güllerührwerken. Beide Bereiche tragen mit je etwa einem Drittel zum Gesamtumsatz von 850000 Euro bei. Ein weiteres Drittel steuern Produktion und Reparatur von Hydraulikzylindern und der Werkstattbereich (auch Landmaschinen) bei. Rund 3 Prozent des Gesamtumsatzes kommen aus dem Ersatzteilbereich. Inzwischen ist die Kundschaft in halb Europa zu finden: neben Deutschland auch in Frankreich, Österreich, der Schweiz, Belgien und Skandinavien.
Zahlreiche Patente Was vor über 40 Jahren als Landmaschinenwerkstatt und -handel begann, ist heute ein Betrieb, der laut Grotz und Freudling immmer darauf aus ist, mit Innovationen die Konkurrenz in die Schranken zu weisen. Qualität sowohl beim Produkt selbst als auch beim Service sei oberstes Ziel, betonen die beiden. Deshalb halte man auch Deutschland die Treue, denn dieser Produktionsstandort biete manche Vorteile gegenüber dem Ausland. Dazu kommt, dass 'jeder unserer Mitarbeiter mitdenkt und sich ständig Verbesserungen überlegt', loben sie die Belegschaft. Das Unternehmen besitze zahlreiche Patente für die Holzspalter und Rührwerke. Letztere können im Übrigen nicht nur für Gülle eingesetzt werden, sondern je nach Ausführung auch bei der Biogasherstellung oder aber als Ei-Rührer bei der Nudel-Großproduktion. Beide räumen ein, ihre Produkte seien durchaus 'hochpreisig'. Doch stimmt ihrer Meinung nach auch der Gegenwert. Die 'hervorragende Auftragslage' beweise, dass man mit dem Angebot richtig liege.
Ausstellungshalle fehlt noch Kundennähe ist für sie wichtig. So dürfen in einer 'Vorführausstellung' im Freien Interessenten Holz selbst spalten, um die Maschinen testen zu können. Was fehlt ist eine Ausstellungshalle. Die soll, so Freudling, 'langfristig' errichtet werden. Den Vertrieb will er in den nächsten Jahren europaweit ausbauen. Eines freilich soll, da sind sich beide einig, unverändert bleiben: der Firmenname Growi. Beide betonen, wegen der Übernahme bald handelseinig geworden zu sein. 'Das Ehepaar Grotz steht mir auch bis auf weiteres zur Seite', begrüßt Freudling die Hilfe in der Übergangsphase. Probleme hätten Banken bereitet, die seiner Meinung nach Existenzgründungen erschweren. Trotz guter Unternehmensdaten hätten sie sich in Sachen Finanzierung übervorsichtig verhalten. Und 'öffentliche Gelder' hätten sich als zu teuer herausgestellt. Der 30-Jährige wurde schließlich doch noch fündig - eine kleine Bank aus dem mittleren Landkreis sagte die Finanzierung zu. Christof Freudling, der Werkzeugmachermeister ist, 'träumte schon als Kind davon, Unternehmer zu werden'. Er macht aber kein Hehl daraus, dass ohne die Unterstützung seiner Familie und des Ehepaars Grotz, dessen zwei Töchter nicht im Geschäft tätig sind, der Traum wohl Traum geblieben wäre.