Von Stefanie Heckel |KemptenWer auf dem Handy von Sibylle Knott anruft, der kann sich sicher sein, die Bürgermeisterin binnen Sekunden am Apparat zu haben. Warum? Weil ihr Klingelton dafür sorgt. Denn aus ihrem Handy fiedelt bei einem Anruf das laute Spiel einesTeufelsgeigers- "und dann geht man lieber schnell hin", meint die Bürgermeisterin und lacht. Warum sie sich diesen Klingelton antut? "Na, weil den sonst keiner hat und man sein Handy so wenigstens erkennt", meint sie - und ist nicht allein: Auch viele andere bekannte Kemptener setzen in puncto Klingelton auf Individualität. Vom Hahnenschrei bis zum Flötenspiel der Tochter lassen sie sich so einiges einfallen, um bei einem Anruf etwas anderes zu hören als ein ganz normales Klingeln.
Sibylle Knott will ihrem Teufelsgeiger unterdessen schon bald untreu werden. "Irgendwie nervt er langsam", meint sie versonnen und schiebt nach, dass sie ohnehin gerne mal durchwechselt in Sachen Klingelton. Wobei ihr die Suche nicht ganz leicht fällt - schließlich soll der Ton ausgefallen sein.
Ein Standard-Ton kommt auch bei Edmund Martin vom Kemptener Polizeipräsidium nicht aufs Handy. Und zwar sehr zum Leidwesen seiner Bürokollegen. Was bei ihm aus dem Hörer kommt? "Ein Hahn", meint Martin - und gibt sofort eine kleine Hörprobe. Was wiederum die anderen Polizisten im Raum aufstöhnen lässt - das Martinsche Hahnengeschrei ist längst legendär im ganzen Haus. Sogar das sonst makellose Verhältnis zum nebenan sitzenden Polizeisprecher soll der renitent krakeelende Hahn schon einmal angeknackst haben.
"Ich bleib trotzdem dabei", steht Martin fest zu seinem extravaganten Klingelton, schließlich "gibt es so viele Blöd-Töne, da mag ich was Besonderes".
Etwas wahrlich Einzigartiges dürfte auch Volkshochschul-Leiter Peter Roth als Klingelton sein Eigen nennen: Wird er angerufen, flötet seine 13-jährige Tochter ein kleines Lied. "Das Stück hat sie mal auf der Querflöte geübt - und ich hab das aufgenommen", plaudert Roth aus dem Nähkästchen und berichtet, dass statt der Tochter ursprünglich die Katze für einen Klingelton Pate stehen sollte. "Die maunzt so laut - aber immer, wenn ich das aufnehmen wollte, war es schon vorbei."
So etwas Selbstgespieltes - wäre das nicht auch was für Stadtkapellmeister Thomas Frasch? Nein, winkt dieser ab. Denn er setzt beim Klingelton auf das, was auch im Namen steckt - auf ein echtes Klingeln. "So ein 70er-Jahre-Telefonklingeln ist das, damit höre ich mein Handy wenigstens raus", meint Frasch.
Sein Handy von allen anderen unterscheiden kann auch Stadtbrandrat Andreas Hofer. Ah, da wird sein Mobiltelefon wohl einen besonderen Ton draufhaben, oder? Vielleicht ein Martinshorn? Nein, meint Hofer und man kann sein Schmunzeln schon beinahe durchs Telefon hören. Denn was aus seinem Gerät schallt, ist ein "ganz langweiliger, voreingestellter Standard-Ton, den hat inzwischen doch kein Mensch mehr".