"Musik begleitet uns durch das Leben." Diesen Gedanken stellte der Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM) Franz Pschierer in den Mittelpunkt seiner Festrede zum 60-jährigen Bestehen des ASM-Bezirks Marktoberdorf. Der Dachverband für die 46 Musikkapellen im mittleren Ostallgäu feierte sein Jubiläum mit einem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Martin und einem anschließenden Festakt im Saal der Musikakademie.
Bei der Abendmesse, musikalisch gestaltet von der Musikkapelle Bidingen, sprach Stadtpfarrer Wolfgang Schilling vielen Musikern aus dem Herzen. Er verwies darauf, dass die Musik Freude bringe und Freundschaften begründe. Wie später auch Pschierer stellte er dar, wie häufig die Musiker zu kirchlichen Anlässen spielen. Pschierer erinnerte daran, dass im Gründungsjahr 1949 die Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit dominierte.
Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium, sagte, dass öffentliche Zuschüsse bei den Musikkapellen sehr gut angelegt seien. Denn in den Kapellen lernen viele Jugendliche, was Leistung und Können, Freundschaft und Kameradschaft bedeuten. Menschen mit einer solchen Prägung in einer Firma zu übernehmen, empfehle er regelmäßig Wirtschaftsvertretern.
Bezirksvorsitzender Karl-Heinz Hartmann aus Aitrang hatte zuvor das große Engagement der Musiker in den 46 Kapellen und Ensembles des Bezirks herausgestellt. Sie brächten viel Freizeit ein und pflegten eine harmonische und kameradschaftliche Zusammenarbeit.
Musikalischer Natur war das Geburtstagsgeschenk, das sich der ASM-Bezirk bereitete: Beim Blasmusikkomponisten Kurt Gäble hatte man einen Hymnus in Auftrag gegeben, der sich für Gesamtchöre bei großen Musikfesten eignet. Gäble variierte dafür das Volkslied "Kein schöner Land" zu einem feierlichen Werk, das mit weichem, vollen Hornklang und schmetternden Trompeten ins Ohr geht.
Gäble erklärte zur Wahl des Themas, wie bedauerlich es sei, dass die alten Lieder als ein Stück Volkskultur kaum noch gesungen würden. Gespielt wurde das Werk bei der Uraufführung von der Stadtkapelle Marktoberdorf unter Leitung von Prof. Maximilian Maria Jannetti.
In einem Grußwort stellte der Landtagsabgeordnete Dr. Paul Wengert fest: "Musik ist existenziell notwendig und verbindet im Großen wie im Kleinen." Die Kapellen mit ihren Trachten und Dirndln seien ein Stück Heimat, betonte stellvertretender Landrat Alexander Müller. Auch die Gemeinden brauchen ihre Kapellen, bekräftigte er.
Marktoberdorfs Bürgermeister Werner Himmer erinnerte sich an seine lange eigene aktive Zeit im ASM. Statt vieler Grußworte schlug er vor, es mit dem Operettenquerschnitt aus dem Vogelhändler (Carl Zeller) zu halten, den zuvor gekonnt die Stadtkapelle gespielt hatte: Das nächste Mal sollten alle Redner gemeinsam "Grüaß enk Gott, alle miteinander" anstimmen, scherzte er.
Wie sehr Freund und Leid beieinander liegen und von den Kapellen begleitet werden, zeigte der Abschluss: Mit dem Lied vom guten Kameraden gedachten die Vertreter aller Kapellen besonders ihres vor wenigen Tagen mit 97 Jahren verstorbenen Bezirks-Ehrendirigenten Hermann Frei sowie des 22 Jahre jungen, sehr engagierten und talentierten Trompeters Stephan Beranek aus Stötten, der am Vortag tödlich verunglückt war.