Mehr Verbindungen, kürzere Fahrzeiten zwischen München und Zürich, damit auch eine bessere Bahn-Infrastruktur für das Allgäu: Das ist das erklärte Ziel der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Die BEG plant, finanziert und kontrolliert im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Im Rahmen von drei Informationsveranstaltungen in Kaufbeuren, Lindau und Kempten hat die BEG in den vergangenen Wochen Mandatsträger und Vertreter von Fahrgastverbänden und -initiativen aus dem Allgäu über die Weiterentwicklung des Schienenpersonennahverkehrs in der Region informiert.
Erheblicher Klärungsbedarf zum künftigen Angebot
Grund für die Informationsveranstaltungen: "In den vergangenen Monaten haben wir in diversen Gesprächen festgestellt, dass es im Allgäu erheblichen Klärungsbedarf zum künftigen Angebot im Regionalverkehr gibt", so Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG in einer Pressemitteilung. "Um offene Fragen zu klären, haben wir daher das Gespräch mit Mandatsträgern und Fahrgastvertretern aus der Region gesucht."
München-Zürich in unter 3,5 Stunden
Der Regionalverkehr zwischen München, Memmingen und Lindau wird bisher mit dieselbetriebenen Fahrzeugen gefahren. Auch diese Strecken will die BEG elektrifizieren, und zwar sowohl aus Umweltschutz-Gründen als auch wegen der besseren Wirtschaftlichkeit. Ziel des elektrifizierten Ausbaus der Strecke durch den Bund ist es demnach, die Fahrzeit im dann zweistündlich angebotenen Fernverkehr zwischen München und Zürich auf unter drei Stunden und 30 Minuten zu verkürzen. Auf der Strecke München-Memmingen zum Beispiel könnten Fahrgäste laut BEG rund eine halbe Stunde Zeit sparen. Ab Ende 2021 sollen spurtstarke Elektrotriebwagen starten. Das Angebot der Verbindungen werde erweitert und es gebe dann auch mehr Direktverbindungen.
Weitere Zugverbindungen im Allgäu
Zwischen Memmingen und Lindau will die BEG das Angebot auf einen Stundentakt ausbauen. Zudem soll es künftig im Regionalverkehr zweistündlich Direktverbindungen von München ins Württembergische Allgäu, zum Beispiel nach Leutkirch und Wangen geben. Schon ab Juni 2020, also noch vor den großen Veränderungen, dürfen sich Zugreisende auf die Ausweitung der Strecke Kaufbeuren-Füssen auf frühmorgens und spätabends freuen.
Ost- und Oberallgäu: insgesamt mehr Verbindungen, teilweise aber mit Umstieg in Buchloe
Stefan Bosse, Oberbürgermeister von Kaufbeuren und Vorsitzender des Regionalen Planungsverbands Allgäu, hat in der Pressemitteilung der BEG die Notwendigkeit der Informationsveranstaltungen bestätigt: "Wir haben durch die Informationsveranstaltungen der BEG ein gemeinsames Verständnis entwickelt, was derzeit machbar und ökologisch ist. Wir werden uns weiterhin für die Elektrifizierung weiterer Allgäuer Strecken einsetzen, sodass sich langfristig die Anzahl der Direktverbindungen Richtung München wieder erhöht", so Bosse. Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG, begründet die Änderungen am Fahrplankonzept. Ihrer Meinung nach ist es weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll, dass weiterhin viele Diesel-Züge auf den elektrifizierten Strecken durch das Allgäu fahren: "Das wäre absurd. Die Devise lautet: So wenig wie möglich 'Diesel' unter Fahrdraht, aber weiterhin Direktverbindungen in die Landeshauptstadt aus allen Teilen des Allgäus. Zwischen diesen beiden Zielen mussten wir einen Kompromiss finden."
Wermutstropfen: Mehr Umsteige-Verbindungen
Laut Fahrplankonzept der BEG ab Ende 2021 müssen Fahrgäste, die aus dem Ober- und dem Ostallgäu nach München reisen, in Zukunft öfter in Buchloe umsteigen. Wichtige Direktverbindungen blieben zwar bestehen, aber es werden zum Teil weniger sein als bisher.
Vorläufig weiterhin auch Einsatz von Diesel-Zügen
Bei den Informationsveranstaltungen kamen natürlich auch die Themen Zukunft und alternative Antriebe auf. Alte Verträge mit Unternehmen führen demnach auch weiterhin dazu, dass die BEG Züge mit Dieselantrieb einsetzt. Das ändert sich 2030, wenn diese Verträge auslaufen. Außerdem wären die noch nicht elektrifizierten Streckenabschnitte im Allgäu momentan noch zu lang, um Akku-Fahrzeuge einsetzen zu können. Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb verfügten "nicht über die nötige Fahrdynamik und Höchstgeschwindigkeit, um die anspruchsvollen Fahrplankonzepte in der Region fahren zu können", so die BEG. Abschließend stellt BEG-Geschäftsführerin Fuchs fest: "Der Freistaat fordert vom Bund, dass weitere Strecken im Allgäu elektrifiziert werden. Elektrischer Fahrdraht ist nach wie vor die praktikabelste, wirtschaftlichste und ökologischste Lösung."