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Befreiungskrieg gegen dia Kemptnar

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Befreiungskrieg gegen dia Kemptnar

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    Von Markus Raffler Rettenberg Gäbe es im Oberallgäu ein Seminar für die hohe Kunst des 'Derbleckens', die Referenten stünden bereits fest: Die 'singenden Brauer'. Derb, boshaft, hinterfotzig, dabei aber stets nah dran an der Wirklichkeit und nie unter der Gürtellinie - Hans Thoma, Anselm Schwarz, Hans Rothmayr und Moderator Werner Schlehuber servieren beim 29. Bockbieranstich der Brauerei Zötler in Rettenberg reihenweise Schenkelklopfer. 'So gut war's schon lang nicht mehr', urteilt ein treuer Stammgast. Und auch die vielen Promis im Saal, die einmal mehr bis aus dem 'feindlichen Kempten' angereist sind, genießen Wortwitz und Stephans-Bock in vollen Zügen. Doch bevor an diesem Abend gefeixt und gefrotzelt wird, gibt es ernste Worte vom Gastgeber. Brauereichef Herbert Zötler fordert eine differenziertere Behandlung des Themas Alokoholmissbrauch ein. Es müsse Schluss sein damit, dass Brüssel den Genuss von Bier und Schnaps in einen Topf werfe und den Verbraucher als willenloses Wesen darstelle. Fast schwerelos kommt dagegen Oberstdorfs Rathauschef Thomas Müller daher. Als Ballonpilot mit verwegenem Käppi verschießt er Breitseiten quer durch den Landkreis. Mal nach Altstädten, wo ein mongolisches Kugelzelt eine ideale Bildungsstätte für den Sonthofer Kulturbeirat abgäbe.

    Mal zu den Nachbarn Burgberg und Blaichach, die 'einmütig mitanond zum Bade gong.' Die Vision Müllers: Ein Hafen für den Abwasserverband AOI - der scheitere aber daran, dass 'die längst Zitt d'Zufahrt dohi fehlt.' Angesichts derlei Zoten sehen es die Besucher dem WM-Bürgermeister gerne nach, dass er beim Fassanstich nicht auf Anhieb im Schwarzen landet. Eine geschlagene Stunde gehört der Saal dann Zötlers 'singenden Brauern' und ihrer Bierorgel. Lieblingsziel der Gaudi-Combo: die 'elenden Kempt'nar'. Die hielten sich zwar für die Schönsten, Besten und Reichsten weit und breit, hätten aber dennoch einen erbärmlichen Geschmack: Haben sie doch eine Carmen Nebel in der Big Box empfangen. Zitat A Griena im Allgäu isch wia a Yeti in Tibet: Alle behaupten, dass es en gibt, aber kuina hot bisher uin gseah} Die 'singenden Brauer' mit Blick auf Grünen-Landtagsabgeordneten Adi Sprinkart Dass die Kemptener mit ihrer Wirtschaftspolitik das Oberallgäu zum 'Armenhaus der Region' machten, während sie selbst im Reichtum schwelgten - das hätte jetzt in Rettenberg fast zum 'Allgäuer Befreiungs krieg'geführt. Verhindert wird das Scharmützel in letzter Sekunde durch einen bußfertigen Gast aus der Metropole (Richard Brunner), der namens der Seinen um Vergebung bettelt. Die wird gewährt - eine Watschn allerdings kriegen 'dia Kempt'nar' trotzdem ab: 'Beim Hochwasser wärn's fast ersoffen - dass es s'nächst mol klappt, des wäm'r hoffen!'Doch auch sonst erweisen sich die Brauerburschen als echte Giftspritzen: Da kriegt der 'Watschenmann Edmund', der reumütig nach München zurückkehrte, ebenso sein Fett ab wie die Abgeordneten aller Couleur. Wildfleisch-Skandal, Allgäu-Airport, Thomas Müller und das geplatzte Volksmusik-Open-air, das 'geldige' Immenstadt und sein Gerd Bischoff ('Spitzname Dagobert Duck'): alles Themen, denen sich das Quartett (kreativer Vater: Helmut Rothmayr) voller Schadenfreude annimmt.

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