von Markus Raffler |LechbruckAuf den ersten Blick ist es ein stinknormales Bauvorhaben, wie es dutzendfach im Landkreis vorkommt. Doch mancher im Ort sieht viel mehr dahinter: Ein Lehrstück für kommunale Willkür etwa - und obendrein den Anlass für zwei politische Weggefährten, das Kriegsbeil auszugraben: Bürgermeister Helmut Angl und Franz Wiedemann, beide Gründer der Freien Wähler in Lechbruck.
Die Rede ist von der Bebauung eines Grundstücks am Falchen, die seit 1971 Gemeinde, Aufsichtsbehörden und Gerichte beschäftigt und vor zwei Monaten zu einem turbulenten Ortstermin von Grundeigentümer Wiedemann und dem Lechbrucker Bauausschuss führte (wir berichteten). Hintergrund: Wiedemann wollte, dass das 2006 vom alten Gemeinderat abgelehnte Baugesuch rasch neu aufgerollt wird - ohne Erfolg.
Nach einem Gespräch im Landratsamt hat Wiedemann die Voranfrage nun selbst zurückgezogen und das Vorhaben erst einmal auf Eis gelegt. "Das wird schon noch was", sagt er gelassen - möglicherweise in zwei, möglicherweise erst in 20 Jahren. Groll, wie nun böse Zungen behaupten, hege er deshalb keinen.
Eines jedoch bleibe ihm schleierhaft: Dass man ausgerechnet am Falchen nicht am Ortsrand bauen dürfe, wo es doch in Lechbruck "140 andere Bauplätze in der Pampa gibt".
Und dann verweist Wiedemann auf die Ferienanlage "Via Claudia". "Da wird falsch gebaut - und dann ändert die Gemeinde den Bebauungsplan statt den Vertrag mit dem Bauherrn", sagt er kopfschüttelnd. Das zeige klar, dass es die Gemeinde in der Hand habe, ein Bauvorhaben zu fördern - oder eben nicht. Doch offenbar seien in Lechbruck nur Baugebiete "weit entfernt vom Ort, in sonniger Nord-Ost-Lage und in Nähe der Kläranlage gefragt."
"Wir haben uns nichts vorzuwerfen, wir haben nichts blockiert", kontert Helmut Angl. Im Gegenteil: "Wir hätten das Thema am vergangenen Dienstag in der Gemeinderats-Sitzung gebracht, aber Herr Wiedemann kam uns mit seinem Rückzieher zuvor." Die Frage sei ohnehin: "Was hätten wir denn entscheiden sollen?" Schließlich habe das Landratsamt klar signalisiert, dass das Vorhaben selbst bei Zustimmung der Gemeinde nicht genehmigungsfähig sei.
Das Verhältnis zu Wiedemann sieht Angl dadurch übrigens nicht belastet: "Ich habe kein Problem mit dem Franz " Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass Wiedemann von der Politik Angls insgesamt enttäuscht ist, wie er offen sagt: "Was wir uns vor der Wahl zum Ziel gesetzt haben, wird nicht umgesetzt." So gehörten alle Kosten der Gemeinde auf den Prüfstand - außerdem packe Angl zuwenig an.