Kempten (sf). - Nicht nur Zahlenkolonnen sondern auch eine Menge Neuigkeiten kommen bei den Haushaltsberatungen heraus, wenn die Budgets der städtischen Ämter im Finanzausschuss vorgelegt werden. Zum Beispiel, dass nächsten Mai die Bayern-Rundfahrt in Kempten startet oder was ein Webwasher ist. Und, dass die Amtsleiter mittlerweile die Sparpolitik der Stadt verinnerlicht haben. Informations- und Kommunikations-Service (kurz Iu K): In Zeiten der Informations-Gesellschaft sorgt das Iu K dafür, dass die Ämter mit EDV-Geräten, Programmen oder Datennetzen ausgestattet sind. Allerdings, so Leiterin Angelika Reichelt, 'wird derzeit nur noch der Ist-Zustand gehalten' und deshalb wurden viele Wünsche aus den Ämtern gestrichen. Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer: 'Ist ja nicht einzusehen, warum die Feuerwehr Flachbild-PC braucht, wenn sonst in der Verwaltung keiner welche hat.' Dass in dem Amt auch sonst kräftig gespart werden kann, zeigen drei Beispiele: Durch die neue Technologie 'Citrix-Terminalserver' (ein Server, der die Rechenleistung zentral erbringt) mussten vergangenes Jahr statt 150 neuer PC nur 70 angeschafft werden - Einsparung: 72000 Euro. Beim Stopp für die Microsoft-Lizenzen, der jährlich zunächst 80000 Euro spart, pokert Reichelt: Schließt die Stadt in vier bis fünf Jahren neue Softwarepflege-Verträge ab, muss zwar das Eingesparte wieder ausgegeben werden, aber vielleicht gibt es ja günstigere Konditionen von einem anderen Anbieter. Und 30000 Euro spart die Verwaltung, weil sie alternative Toner statt den Originalen für die Laserdrucker verwendet. Insgesamt will das Iu K nächstes Jahr 585000 Euro (460000 weniger als heuer) ausgeben. Unter vielen Posten finden sich auch 17000 Euro für eine dreijährige Lizenz Webwasher. 'Was ist denn das?', wollten die Stadträte wissen. Das Webwasher-Programm werde vor den Internet-Zugang geschaltet, so Reichelt, und beschränke den Zugriff der Stadt-Mitarbeiter auf bestimmte Bereiche. Damit wird verhindert, dass sie sich beispielsweise auf Schmuddelseiten 'verirren' und sich dabei irgendwelche Viren einfangen. Somit sei das Programm auch ein wichtiger Virenschutz, erläuterte die Amtsleiterin. Die Befürchtungen kommen nicht von ungefähr: Vergangenes Jahr blockte der Webwasher über 150000 Zugriffe auf Internetseiten ab. Sportamt: Eine Überraschung präsentierte Amtsleiter Benno Glas für das nächste Jahr: Die Bayern-Rundfahrt startet am 25. Mai in Kempten. Zu dem Radsport-Ereignis (siehe Allgäu Sport) werden 18 Profiteams und jede Menge Betreuer und Medienvertreter erwartet. Entsprechend hoch sei der Werbeeffekt für Kempten, meinte Glas. Der Pferdefuß: Es sei üblich, dass die Kommune die Übernachtungskosten trägt. 15000 Euro für rund 340 Personen. Allerdings hat Glas bereits Sponsoren gefunden, die 12000 Euro übernehmen. Bleiben für die Stadt als Zuschuss 3000 Euro.
605000 Euro für Vereine Da schlagen andere Ausgaben (insgesamt geplant: 835000 Euro) im nächsten Jahr schon weit höher zu Buche. Beispielsweise als größter Posten die Zuschüsse an Vereine und Verbände mit 605000 Euro. Oder der Zuschuss für die Stadionmiete der Eishockey-Vereine, der - obwohl sich die EAK mittlerweile aufgelöst hat - mit 46000 Euro genauso hoch liegt wie in diesem Jahr. Amt für Tourismus und Allgäuer Festwoche: 'Unser Amt ist eines der wenigen, die einen Gewinn erwirtschaften', erklärte der Leiter Heinz Buhmann. 'Aber nur ohne Personalkosten', schränkte der OB ein. Verantwortlich für den Überschuss, so Buhmann, sei vor allem die Festwoche. So kämen von ihr unter anderem 943000 Euro an Standmieten und 360000 Euro an Eintrittsgeldern. Zwar werde wieder ein Großteil in die Wirtschaftsschau investiert. Das zahle sich aber auch aus. Laut Buhmann halte die Festwoche seit Jahren ihren Besucherstand und gehöre mit 87000 Tagesbesuchern zu den größten regionalen Wirtschafts-Messen. Zum Vergleich: Augsburger Frühjahrsausstellung: 85000, Internationale Bodensee Messe: 75000, Drei-Länder-Ausstellung Passau: 73000.