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"Baumgardt möchte einfach zu viel"

Kempten

"Baumgardt möchte einfach zu viel"

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    "Baumgardt möchte einfach zu viel"
    "Baumgardt möchte einfach zu viel" Foto: jÖrg schollenbruch

    Vor etlichen Wochen gaben sich Kemptens Theaterdirektor Peter Baumgardt und der Oberbürgermeister der Stadt, Dr. Ulrich Netzer, optimistisch. Netzer versicherte, er und die gemeinnützige "Theater gGmbH" werden Baumgardts Wünsche nach mehr Kompetenzen im Theater in Kempten (TiK) prüfen und sie erfüllen, so gut es ginge. Und Baumgardt signalisierte, er werde seinen Vertrag über den 31. Mai 2010 hinaus verlängern, wenn sich ein Gutteil seiner Ideen realisieren lasse.

    Nun ist klar: Die Gespräche führten zu keiner Einigung. Baumgardt wird Ende Mai 2010 seine Zelte in Kempten abbrechen.

    Theaterbegeisterte in und um Kempten sind enttäuscht. Udo Guggenberger etwa, der Vorsitzende der Theater- und Musikgesellschaft. "Ich bedauere den Weggang Baumgardts sehr", erklärt er. Das Theater habe sich unter seiner Ägide enorm verbessert. Eine Einschätzung, die viele Mitglieder seines Vereins teilten, wie Guggenberger sagt. Auch der Konzert-Organisator Dr. Alfred Huber ("Zeitklänge") hat sich zu Wort gemeldet. Er nennt Baumgardt "einen Glücksfall für Kempten". Man habe noch sehr viel von ihm erwarten dürfen.

    Was wollte Baumgardt? Und warum haben er und die Stadt sich nicht einigen können? Der 50-jährige Theaterdirektor wollte vor allem eins: Herr im eigenen Haus sein. Das konnte er nur zum Teil, weil er das Stadttheater sowie einen Gutteil des Personals (Theatermeister, Techniker, Garderobe) immer wieder neu anmieten musste - für jede Probe, für jede Aufführung. Und noch etwas war dem Fanatiker Baumgardt eine Herzenssache: Er wollte das Stadttheater so oft öffnen, wie es nur ging, also möglichst viele Veranstaltungen anbieten.

    Bei beidem konnte und wollte der mit Stadträten besetzte Aufsichtsrat der Theater gGmbH nicht mitspielen. Zwar werde man die Modalitäten bei der Anmietung des Stadttheaters ändern, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Netzer. Aber bei der Zahl der Veranstaltungen im Theater müsse sich Baumgardt auf rund 60 im Jahr beschränken.

    Mehr sei angesichts des unverrückbaren städtischen Finanzrahmens von 1,2 Millionen Euro jährlich einfach nicht drin. Zwar habe Baumgardt "herausragende Impulse" gesetzt und sich große Verdienste erworben, so der Oberbürgermeister. "Doch möchte Peter Baumgardt einfach zu viel." Das von ihm gewünschte "Mehr" sei nicht zu leisten.

    "Akzeptanz könnte sinken"

    An diesem Punkt endeten die Gespräche schließlich. Die eine Seite wollte mehr, die andere konnte/wollte nicht mehr geben.

    Obwohl es zu keinem offenen Streit gekommen ist, wird nun Schadensbegrenzung betrieben. Er wolle alles daran setzen, die von ihm geweckte Erwartungshaltung des Theaterpublikums auch in der kommenden, seiner letzten Spielzeit zu erfüllen, versichert Baumgardt. Netzer wiederum betont: "Wir sind gut vorangekommen und wollen, dass das Theater auf dem eingeschlagenen Weg bleibt."

    Wer dafür ab Juni 2010 verantwortlich sein wird, ist offen. Die Theater gGmbH werde so schnell wie möglich einen Nachfolger suchen, so OB Netzer. Schließlich müsse der/die Neue schon im Herbst 2009 das Programm für die Spielzeit 2010/11 konzipieren. Der Kandidat/die Kandidatin sollte höchstmögliche Qualität bieten. Zugleich müsse er/sie sich an den Finanzrahmen und die vorgegebenen Strukturen halten.

    Sicher ist, dass es in der kommenden Spielzeit nicht mehr gut 80, sondern nur noch rund 60 Theater- und Musikabende geben wird. Während Baumgardt glaubt, dass die Qualität nicht unbedingt darunter leiden werde, ist Udo Guggenberger von der Theatergesellschaft pessimistischer. "Das ist gefährlich. Die Akzeptanz des Theaters beim Publikum könnte sinken."

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