Die Zeit drängt. Bis zum Jahresende wollen sich die Allgäuland-Käsereien mit Hauptsitz in Wangen (württembergisches Allgäu) neu aufstellen. Geplant ist, wie berichtet, der Einstieg eines Großinvestors in das mit über 60 Millionen Euro verschuldete Unternehmen. Diskutiert werden andererseits auch Modelle, die Position der Milchlieferanten zu stärken. Denn die Milchbauern, die seit Jahren darunter leiden, dass ihnen Allgäuland nur ein unterdurchschnittliches Milchgeld zahlen kann, laufen dem Wangener Milchverarbeiter in Scharen davon.
Einen neuen Vorschlag haben jetzt Alfred Enderle und Ulrike Müller, Kreisobmann und Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Oberallgäu, unterbreitet. In einem Brief an alle Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner des BBV plädieren sie dafür, dass sich die Bauern, die bei Allgäuland gekündigt haben, zu einer neuen Gesellschaft zusammenschließen. Dadurch soll die Zersplitterung der kleinstrukturierten landwirtschaftlichen Betriebe in der Region verhindert werden.
Zwei Varianten
Laut Enderle und Müller seien zwei Varianten denkbar: entweder ein Zusammenschluss als Milcherzeugergemeinschaft oder die Gründung einer Liefergenossenschaft. Dann könnte eine Umfinanzierung vorgenommen werden, was sich sofort in einem um einen halben Cent höheren Milchgeld niederschlagen würde.
Und sogar ein Sonderkündigungsrecht gegenüber Allgäuland sei möglich. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass alle fünf Genossenschaften, die Anteile an Allgäuland besitzen, mitziehen und dies in den kommenden Wochen auf ihren Generalversammlungen beschließen.
Die wichtigste dieser fünf Genossenschaften ist die Allgäuer Bergbauern-Milch Sonfhofen-Schönau eG, die 24 Prozent der Anteile an Allgäuland besitzt. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Bergbauern-Milch, Josef Zengerle, sagt, es werde zur Abstimmung über mehrere Modelle kommen. Oberstes Ziel sei, dass die Bergbauern zusammenhalten. Paul Ritter, Marketing-Chef von Allgäuland, begrüßt vereinfachte Strukturen seitens der Milchlieferanten, warnt aber davor so etwas mit der Brechstange durchzusetzen. Für eine grundlegende Veränderung sei wohl die Zeitspanne bis zum Jahresende zu kurz.