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Bauernleben in Buch und Fernsehen

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Bauernleben in Buch und Fernsehen

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    Eine ganz normale Familie rückt in den Blickpunkt Von Barbara Hell Gunzesried Zunächst liegt Ratlosigkeit im langen Blick, den sich Herbert und Josefine Waibel zuwerfen. Dann aber kommen die Antworten des Landwirts-Ehepaars auf die Frage nach der Zukunft des Konrädler-Hofs in Gunzesried wie aus einem Munde, auch wenn sie nacheinander sprechen: Die Zukunft kennt keiner. Sie hoffen, dass der Sohn weitermacht. Aber wenn sich das nicht mehr lohnt Herbert und Josefine Waibel bewirtschaften seit 1978 den Hof mit 21 Hektar Grünland, sieben Hektar Wald, 15 Milchkühen und 15 Stück Jungvieh. Und sie vermieten zwei Doppelzimmer und eine Ferienwohnung an Urlauber ganz normale Bergbauern mit ganz normalen Problemen. Das war auch der Grund dafür, dass sie der Fotograf und Leiter der Oberstdorfer Musikschule, Reiner Metzger, für seinen neuen Bildband Konrädler ein Jahr lang begleitet und unzählige Filme für Aufnahmen vom Hof und seinen Menschen verschossen hat. Das Kriterium normal bedarf der Differenzierung. Denn Josefine und Herbert Waibel haben zwar eine Landwirtschaft mit Urlaub auf dem Bauernhof wie viele andere auch. Aber die beiden sind doch ziemlich ungewöhnliche gewöhnliche Menschen: Sie ließen einen zunächst Fremden näher an sich heran als andere ihre besten Freunde. Sie verzichten im Gespräch wie vor der Kamera auf irgendwelche Masken. Sie beschönigen nichts, dramatisieren auch nicht.

    Und sie jammern nicht, selbst wenn sie feststellen, dass der heute 96-jährige Opa in den 60ern für eine Kuh 1600 bis 1800 Mark bekommen hat, sie aber heute gerade mal 250 bis 300 Euro erhalten. Keine Klagen Da ist kein klagender Unterton herauszuhören, wenn sie aufzählen, dass zu Josef Waibels Zeiten das Landwirts-Ehepaar, seine fünf Söhne und zwei Onkel von und für die Landwirtschaft lebten, heute aber nicht einmal Sohn Tobias mehr ein Auskommen mit dem Erlös der Schwerarbeit von morgens fünf bis abends 21 Uhr fände. Weshalb der 26-Jährige wie auch seine beiden etwas älteren Schwestern zwar in Stall, Garten, Küche und auf den Wiesen beim Heuen kräftig mithelfen. Ihr Geld aber verdienen sie längst in Berufen, die etwas einbringen. Aber so gehts anderen ja auch, sagt der Familienmensch Herbert Waibel, ders gern hat, wenn alle, mit den zwei Enkelinnen und dem Opa, um den Küchentisch herumsitzen. Der die Aufgabe des Totengräbers wie selbstverständlich vom Schwager übernommen hat. Der ein stolzer, pflichtbewusster stellvertretender Feuerwehrkommandant ist. Und mit Josefine zum Lauftreff geht, wann immers die Schufterei ermöglicht. Liebe zur Natur Nein, Geld ist für die beiden nicht alles, auch wenn das Ehepaar wohl zu schimpfen weiß über eine Politik, die Landwirte zu schlecht bezahlten Landschaftspflegern werden lasse. 60 Prozent ihres Einkommens, meinen sie, verdienen sie durch Tourismus, höchstens 40 mit der Landwirtschaft. Bei der Arbeitszeit siehts umgekehrt aus: 80 Prozent frisst der Hof, 20 der Tourismus. Gäbs nicht den 200 Jahre alten Hof, der durch An- und Umbauten alle Epochen seines Bestehens widerspiegelt, gäbs nicht die Selbstvermarktung durch die neue Sennerei in Gunzesried, gäbs nicht die Liebe der beiden für die Natur bis in den letzten Winkel hinein wer weiß, ob Reiner Metzger dann seine lange gesuchte, normale Bergbauernfamilie noch hätte finden können. Bis 30. Juni ist im Allgäu-Museum Kempten die Ausstellung Konrädler mit den Fotografien Metzgers zu sehen. Außerdem an einem der kommenden Tage in der Abendschau im Bayerischen Fernsehen um 17.45 Uhr ein Beitrag über die Konrädler-Familie und die Foto-Arbeiten.

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