Von Michael Dumler Kempten/Waltenhofen-Hegge - Wenn es ums Krippenbauen geht, nehmen es Karl Heinz Guter aus Kempten und Herbert Kneißl (Waltenhofen-Hegge) genau. Im Wald sammeln sie verdorrte Wurzeln und basteln aus ihnen Bonsai-Bäume. Um an originales Mini-Blattwerk zu kommen, holen sie sich im Montafon auf über 2000 Meter Höhe die Alpen-Azalee, eine kleinblättrige Pflanze, die dort über Steinplatten wächst. Damit bestücken sie die Wurzelkrone und fertig ist der imposante Modellbaum. Seit neuestem dürfen sich die beiden passionierten Schnitzer nun sogar Krippenbaumeister nennen. 'In Kempten und dem Oberallgäu sind wir wohl die einzigen Krippenbaumeister', schätzt der 60-jährige Guter, der die Allgäuer Schnitzer- und Krippenbauer-Szene wie seine Westentasche kennt. Verliehen wurde der Titel vom Verband der Krippenfreunde Österreichs, der seinen Sitz in Innsbruck und rund 11000 Mitglieder hat. Drei Jahre lang dauerte die Ausbildung, die vom Krippenbau-Helfer über den Lehrer und Kursleiter bis zum Meister reicht. 'In Bayern ist dies bislang nicht möglich', bedauert Guter. Innerhalb von drei Tagen mussten er und Kneißl bei ihrer Meisterprüfung eine stimmige Krippe (ohne Figuren) bauen. 'Wir sind schon weit vor der Zeit fertig geworden', erzählt der Kemptener, der als Prüfungsvorbereitung zwei Probe-Krippen erstellt hatte. Die Tiroler Fach-Juroren zeigten sich von den Allgäuer Modell-Bauwerken - Kneißl musste eine orientalische Krippe bauen, Guter eine heimatliche - begeistert.
'Eine lange Geschichte' Wie kommt man nun zum Krippenbauen? 'Eine lange Geschichte', sagt Guter. Seit 20 Jahren ist er Mitglied bei den 'Telekom-Hobbyschnitzern und Krippenbauern' in Kempten. Die 'lose, aber streng geführte Gruppe' aus Telekom-Mitarbeitern trifft sich zweimal wöchentlich. Seit 25 Jahren schnitzt Guter. 'Ich habe mich mit Aufträgen für Madonnen, Kruzifixe und Profan-Figuren hochgearbeitet', erzählt der Autodidakt, der mittlerweile für Kirchen oder das Landesdenkmalamt Figuren-Kopien erstellt und Schnitzarbeiten restauriert. Irgendwann konnte Guter seinen Kollegen Kneißl fürs Schnitzen begeistern. 'Für mich war das ein beruhigender Ausgleich zum täglichen Schreibtisch-Job', sagt der Rentner. Gemeinsam bildeten sie sich an der einzigen österreichischen Schnitzschule in Elbigenalp (Lechtal) in Kursen regelmäßig fort und entdeckten dabei schnell ihre Liebe zu Krippen. Zwischen 60 und 100 Stunden arbeiten die beiden im Schnitt an einem Krippenbau. Die Zeit für die handgeschnitzten Figuren ist dabei nicht berücksichtigt. Rund 200 Krippen hat allein Guter bislang gebaut. 'Mundpropaganda macht's möglich', sagt er. Kunstfertigkeit und die Liebe zum Detail zeichnen die beiden Bastler aus. Da finden sich aus Holz filigran gearbeitete Bänke, Vogelhäuschen, Besen, Melkschemel, Butterfässer. Aus der 'grünen' Krone einer Baby-Ananas bastelte Kneißl mit dem 'Konservierungsstoff Leim' eine stilechte Agave. 'Ein von Eichhörnchen abgenagter Tannenzapfen eignet sich bestens als Palmen-Stamm', verrät der Waltenhofener. Gebäude wie der 'Krippenberg' (das ist der Stall) werden aus Leichtfaserplatten erstellt, mit Holzlatten verkleidet oder verputzt. Für Gebirgsformationen nehmen die beiden gern Lärchenholz. Möglichst echt und naturgetreu soll alles wirken. 'Der größte Fehler, den man machen kann, ist es aber, in den Stall eine rote Laterne zu hängen', betont Guter. 'Denn die gehört nach St. Pauli.' i Infos zu den 'Telekom-Hobbyschnitzern und Krippenbauern' bei Karl Heinz Guter unter der Telefonnummer (0831) 85677.